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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 — 1786.
schränkte Königsgewalt geschaffen worden. Ihre Begründer waren
nach Heinrich IV. Richelieu und Mazarin, ihr Vollender Ludwig XIV.
Richelieu und Mazarin
ßi6io^§" 812. Richelieu. Nach HeinrichsIV. Ermordung hatte sein unmün-
1643. diger Sohn Ludwig XIII. den Thron bestiegen. Für ihn führte zu¬
nächst seine Mutter Maria Medici die Regentschaft, die ihren Günst¬
lingen einen verderblichen Einfluß einräumte. Seit 1624 übernahm
Richelieu. Armand du Plessis, Herzog von Richelieu, Bischof von Sugon
und Kardinal, die Leitung Frankreichs und hielt sie trotz aller Angriffe
seiner Gegner bis zu seinem Tode (16-12) fest in der Hand; der König,
geistig unbedeutend und schwach von Charakter, vermochte sich nicht dem
Einflüsse des großen Ministers zu entziehen. RichelieusZiel war, Frankreich
groß und stark zu machen, nach innen durch Niederwerfung aller selbstän¬
digen und unbotmäßigen Gewalten und durch Begründung einer starken
Königsmacht, nach außen durch Bekämpfung des Hauses Habsburg.
Politik Im Inneren waren es zunächst die Hugenotten, die im Besitz
der ihnen von Heinrich IV. zugesicherten festen Plätze einen Staat int
1628. Staate bildeten. 1628 wurde L a R o ch e l l e, dem die Engländer ver¬
geblich zu Hilfe gekommen waren, genommen; doch ließ Richelieu die
religiöse Freiheit und die bürgerliche Gleichberechtigung der Hugenotten
unangetastet. Mit gleicher Energie wandte er sich gegen den hohen
9s h s | her sich in der Zeit der Bürgerkriege zum Teil eine fast unab¬
hängige Stellung erworben hatte; mehrere Adelsaufstände wurden nieder¬
geschlagen, viele Mitglieder alter Geschlechter hingerichtet. Als die
Königin-Mutter selbst, von der Richelieu einst in das Ministerium
eingeführt worden war, als seine Gegnerin auftrat, mußte sie das Land
verlassen und starb in der Verbannung zu Köln. Die General stände
wurden nicht berufen; der Widerstand der Parlamente, der höchsten
Gerichtshöfe Frankreichs, deren Stellen käuflich und erblich waren und
die den Anspruch erhoben, eine politische Rolle zu spielen, insbesondere
die königlichen Steuererlasse erst durch Eintragung in ihre Register
rechtsgültig zu machen, wurde durch harte Maßregeln gebrochen. Richelieu
verstärkte das Heer und die Flotte und erhöhte die Einkünfte. Er ist auch
derJ3iründer der Acadämie frangaise, der er die Herstellung einer korrek¬
ten und klassischen französischen Sprache als Aufgabe zuwies.
Po?M Seine äußere Politik, in der ihm der Kapuzinerpater
Joseph zur Seite stand, war durch den Gegensatz zu Spanien und Öster¬
reich bestimmt. Er schloß mit G u st a v Adolf ein Bündnis, griff feit