England. 111
Kern eines angelsächsischen Reichs; zugleich wurde Alfred als Gesetz¬
geber, Organisator, Kulturbringer ein englischer Karl der Große.
Seine Nachfolger breiteten das Reich aus und gliederten ihm die
eingewanderten Dänen ein. Doch kam England noch einmal unter
Dänenherrschaft; Knut, der Zeitgenosse Konrads II., beherrschte
Dänemark, Norwegen und England.
Im Jahre 1066 erhob der Normannenherzog Wilhelm, der
den Beinamen der Eroberer führt, Anspruch aus die Krone von
England, landete an der Südküste, schlug seinen Mitbewerber, den
angelsächsischen Grasen Harald, bei Hastings und gewann allmählich
ganz England. Er beraubte die angelsächsischen Thans zum großen
Teile ihres Grundbesitzes und vergab ihn zu Lehen an normannische
Edle, während er zugleich mit Erfolg bemüht war, eine starke
Königsgewalt zu begründen. Durch die normannische Eroberung
trat England in eine engere Verbindung mit der kirchlich-ritterlichen
Kultur des abendländischen Festlandes; nur langsam jedoch ver¬
schmolzen die herrschenden Normannen und die unterdrückten Sachsen
zu einer Nation mit einheitlichen Anschauungen und einheitlicher
Sprache.
Durch weibliche Erbfolge ging die Krone 1154 an das Haus
Anjou-Plantagenet über, dessen erster Vertreter Heinrich II.
war. Er befaß zugleich die gesamte Westhälfte von Frankreich zu
Lehen von dem französischen König, nämlich die Normandie, Anjou,
Maine und Touraine und das Heiratsgut feiner Gemahlin, Poitou,
Guienne und Gascogne; zugleich eroberte er Irland und machte
Schottland von sich abhängig. Er geriet in Streit mit dem Erz¬
bischof von Canterbury, Thomas Becket; durch königliche Ritter
wurde dieser ermordet; aber das Volk verehrte ihn als Wunder¬
thäter, und Heinrich mußte an seinem Grabe Buße thun. Ihm
folgte der fagenberühmte Richard Löwenherz; er verbrachte fein
Leben in ritterlichen Abenteuern, nahm am dritten Kreuzzug teil
und war nachher über ein Jahr lang in deutscher Gefangen¬
schaft. Er weilte auch später nur selten in England und kam in
den Kämpfen, die aus dem Lehnsverhältnis zu Philipp II. August
von Frankreich entsprangen, ums Leben. Sein Bruder und Erbe,
Johann ohne Land, ein höchst gewissenloser und heimtückischer
Monarch, verlor fast den gesamten festländischen Besitz an Frankreich.
Infolge eines Zwistes mit dem Erzbischof von Canterbury wurde er
von Jnnocenz III. gebannt (vgl. § 68) und mußte, da ihn fein Adel
im Stiche ließ, sich dem Papste unterwerfen und England von
ihm zu Lehen nehmen. Er mußte ferner dem vereinigten welt¬
lichen und geistlichen Adel von England die Magna Charta bewil¬
ligen , eine Urkunde, welche wesentliche Beschränkungen der königlichen
Knut
um 1030.
Die Nor¬
mannen.
Wilhelm
der Eroberer
1066.
Die Anjous
1154.
Heinrich II.
Richard
Löwenherz
um 1190.
Johann ohne
Land.
1215.