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Das übrige Europa im Mittelalter.
Johann ohne Land fast sämtliche englische Besitzungen auf dem
Festlande entriß.
Ludwig ix. Unter Ludwig IX. wurden die Albigenserkriege beendet, deren
bum6i250.e Ergebnis die Schwächung der Macht der südfranzösischen Barone
und die Stärkung der königlichen Gewalt war. Durch Kauf er¬
warb er ferner eine Reihe von Landschaften und erweiterte so den
-1270. königlichen Besitz. Er starb auf dem letzten Kreuzzuge in Tunis.
Den Höhepunkt seiner Macht im Mittelalter erreichte das franzö-
Philipp ivj sische Königtum durch Philipp IV. den Schönen, der Boni-
bum®300.1 facius VIII. gefangen nehmen ließ (vgl. § 90), nachher die in
Avignon residierenden Päpste seiner Politik unterthänig machte und
Clemens X zur Aufhebung des Templerordens bestimmte (vgl. § 75).
(|r berief zuerst zu den ständischen Versammlungen, die den Namen
Etats generaux erhielten, neben den Abgeordneten des Adels und
der Geistlichkeit auch die des Bürgerstandes.
Die Valois Auf die Capetinger folgte nach ihrem Aussterben das Haus
1328-1589. Vglois. Da trotz des sallschen Gesetzes, das die weibliche Erbfolge
ausschloß, Eduard III. von England Erbansprüche erhob, so entstanden
die hundertjährigen Kriege mit England (vgl. § 103). Unter
Karl vii. Karl VII. wurden diese beendet und die Engländer auf den Besitz von
um i4oo. gst[ajg beschränkt. (In der mit dem Papst abgeschlossenen pragma¬
tischen Sanktion von Bourges wahrte Karl VII. die Freiheiten
der gallikanischen Kirche gegen die Übergriffe der päpstlichen Gewalt;
er war es auch, der auf Grund wohlgeordneter Finanzen zuerst von
allen europäischen Fürsten ein stehendes Heer schuf, die fünfzehn
Ordonnanzkompagnien, die aus je hundert Lanzen zu je sechs
Mann zu Pferde bestanden. In dem Bestreben, die königliche Gewalt
Ludwig xi. zu stärken, folgte ihm sein Sohn Ludwig XI., ein ebenso heimtückischer
um i4,o. unb grausamer wie energischer und kluger Monarch. In mannig¬
fachen Kämpfen mit den großen Vasallen trug er endlich den Sieg
davon und vereinigte ihre Gebiete mit dem Kronlande; nach Karls
1477. des Kühnen Tode zog er auch Burgund als erledigtes Lehen ein.
Zugleich förderte er die Städte, den Handel und das Gewerbe
und verdoppelte durch sorgfältige Finanzverwaltung die Einkünfte
der Krone.
Auf die Kräfte eines wohl organisierten Staatswesens gestützt,
Karl VIII. begannen seine Nachfolger eine Politik der Eroberungen. Karl VIII.,
der durch Heirat auch das letzte bisher selbständige Sehen, die
Bretagne, gewann, war der erste, der in Italien eingriff und zeit-
Ludwigxii. weise Herr von Mailand und Neapel war. Ludwig XII. eroberte
Franz I. Mailand; Rranr I. erwarb es von neuem durch die Schlacht von
1616~‘“7' mxi*mn° ("9‘-§ 102)