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V. Geographie der Lebewesen.
Ostwind weht. Ein Faktor wird bei den Berechnungen noch -immer schwer vermißt, die
Kenntnis von den Bewegungen in den oberen Luftschichten, die nicht in vollem Umfange
den Gesetzen der untern (z. B. der Ablenkung durch die Rotation) unterliegen. In dem Maße,
in dem hier das Flugwesen in Verbindung mit den serologischen Stationen (§ 40 Fuß 4)
neue Kenntnisse schaffen wird, werden die Wetterprognosen an Zuverlässigkeit gewinnen.
V. (Zeograpkie der Lebewesen.'
(Biogeographie^.)
1. Pflanzengeographie.
Obgleich die Pflanzen keine eigene Fortbewegung haben, können sie (bzw. ihre Samen) doch § 53
über die ganze Erde verbreitet werden, und zwar a) durch die Winde, b) durch die Flüsse und
die Meere, c) durch die Tiere, besonders durch die Vögel (z. B. Samenkörner im Kot), d) durch
den Menschen, und zwar sowohl unbewußt (zufällige Verschleppung durch Handelswaren)»
als bewußt (Einführung der Kartoffel aus Amerika usw.). — Von Bedeutung für die Vertei-
lung der Pflanzen waren auch geologische Vorgänge. So wnrde durch die Eiszeit anf großen
Gebieten der nördlichen Halbkugel die tertiäre Flora vernichtet uud durch eiue neue ersetzt,
während auf deu südlichen Kontinenten 70% der heutigen Flora tertiär sind.
Temperatur und Niederschläge bedingen 5 bis 6 natürliche Pflanzengürtel der Erde.
Bei ihrer Betrachtung — wobei also von dem durch die Menschen geschaffenen Kulturland
abgesehen wird — schreiten wir von der heißen Zone nach Norden vor, da sie südwärts infolge
der geringen Landmassen weniger zur Entfaltung gelangen (f. Vegetationskarte im Atlas).
1. Das Gebiet der tropischen Wälder. Es sind das zunächst die tropischen Urwälder,
die sich dnrch große Mannigfaltigkeit der Baumarteu^ und durch eine Fülle von Lianen (Schling-
gewächse) und Schmarotzerpflanzen auszeichnen. Es sind entweder immergrüne oder regen-
grüne Tropenwälder. Die letzteren gehören den Gebieten mit ausgeprägten Trockenzeiten an
und sind in der Trockenzeit kahl. Ferner gehören diesem Gürtel die tropischen Küsten- oder
Mangrovenwälder5 und die die Flußbetten begleitenden Zeilen- oder Galeriewälder
an. — Den übrigen Raum nehmen die Savannen ein, große Grasebenen mit übermanns-
hohem Gras, aber auch mit einzelnen lichten Hainen aus laubwerseudeu Bäumen, weshalb
sie noch nicht zur eigentlichen Steppe gehören, sondern eine Übergangsform zu dieser bilden
(das „Grasland" Afrikas, die Campos Brasiliens uud die Llanos im Orinokogebiet).
2. Daran schließt sich — besonders in der Alten Welt — ein lvüstengürtel, für dessen § 54
Regenlosigkeit wir die Ursache bereits kennen (§ 47, 2). Es ist in den Tropen das Gebiet, das
weniger als 39 cm Regen bekommt. (Die Wüsten nennen!) Znm Teil handelt es sich dabei
um echte Fels- uud Sandwüsten (z. B. die Libysche Wüste, der südöstl. Teil Arabiens, die
Turanische Wüste, das Tarimbecken, der innere Teil der Gobi), zum Teil um Wüsten steppen
„mit magern, vielfach dornigen Sträuchern und wasserspeichernden Fettpflanzen", die allmählich
zur eigentlichen Steppe überführen. Häufig sind in den Wüsten Meeresarme und Binnenseen
zum Verdunsten gelangt, so daß der Boden dann salzhaltig ist (z. B. in der Turanischen
Wüste). Die südl. Halbkugel hat Wüsteu und Wüstensteppen a) in Deutsch - Südwestafrika
(an der Küste eine Sand wüste mit Dünen, die Namib genannt, weiter landeinwärts ein Saum
1) Das rein Biologische gehört dem naturgeschichtlichen Unterricht an und bleibt hier
außenvor.
2) Vom griech. bios = Leben.
3) So kamen zahlreiche Pflanzenarten der römischen Kampagna durch die Verpackung
^horwaldsenscher Skulpturen nach Kopenhagen. — Den Wegerich nennen die Indianer die
»Fußstapfe des Weißen". — Die Wasserpest wurde aus Amerika eingeschleppt.
4) In Brasilien zählte man auf einem Gebiet von 150 qkm 400 verschiedene Holzarten.
6) DieMangroven senden aus dem Stamm und denÄsten Luftwurzeln in den Schlamm
hinab, so daß sie zur Ebbezeit wie durch ein Gewirr von Stelzen gestützt erscheinen.