Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Innere Zustände im Römischen Reiche. 
§8. 9. 
zu unterscheiden. Jene wandte sich von Wörth am Main in kurzem west- 
lichen Bogen zur Kammlinie des Odenwaldes und auf dieser weiter bis 
zum Neckar. Die unter Hadrian soder Antoninus Pius?) entstandene jüngere 
Linie zweigte erst bei Miltenberg vom Maine ab und zog südwärts bis 
Lorch (am Fuße des Hohenstaufen). Hier traf sie rechtwinklig auf den räti- 
schen Limes, der bei der Mündung der Altmühl die Donau erreichte und 
ans einer Steinmauer oder einer aus Mauerwerk bestehenden Hochstraße 
bestand, während bei dem jüngeren rheinischen Limes zum Palisadenzaun 
noch Erdwall und Graben hinzugefügt ist. Auf dem Limes bewegten sich 
die Vorposten; unmittelbar dahinter lagen etwa alle 10 Minuten Wach- 
und Signaltürme, in Abständen von 1—2 Stunden kleine Zwischenkastelle 
für die Ablösungsmannschaften und etwa alle 4 Stunden voneinander 
größere, von Anxiliarkohorten besetzte Kastelle. Noch weiter rückwärts stellte 
ein planvoll angelegtes Netz geradliniger Heerstraßen eine schnelle Verbin¬ 
dung mit den Legionen am Rheine her. Im Schutze des Limes aber 
lebten Kelten und Germanen als friedliche Kolonisten und gewöhnten sich 
willig im Verkehr mit römischen Gewerbtreibenden, Händlern und Beamten 
an die römische Lebensweise und höhere Kultur. — Mit dem Limes wurde 
Südwestdeutschland zum Römischen Reiche geschlagen; das Land rechts des 
Rheins bis zum Limes waren die agri decumates, das „Zehntland". ^ 
Um die Standquartiere siedelte sich eine friedliche gewerbtreibende 
Bevölkerung an; es erwuchsen hier Städte, im Rheingebiet Straßburg, 
Speyer, Worms, Mainz, Coblenz, Bonn, Cöln, Nymwegen, Utrecht, Trier 
und Aachen; in dem der Donau Augsburg, Regensburg, Passau und 
Wien. Noch heute legen die Reste römischer Bauten in den genannten 
Städten, besonders in Trier, von der hohen Kultur Zeugnis ab, die 
einst hier geschaffen wurde. 
Die Germanen wurden, auch wenn sie vom Rücken her gedrängt wurden, 
durch die Grenzsperre gehindert, sich nach Westen auszudehnen, und gingen 
daher zu größerer Seßhaftigkeit über. Dafür lernten sie im Grenzverkehr mit 
den höher gesitteten Nachbarn ergiebigere Ausnutzung des Bodens und tauschten 
ihre Erzeugnisse gegen die römischen ein. Die Plünderungszüge mußten 
aufhören. Die Katten, Alamannen, Thüringer verlernten die Wanderlust, 
die so viele Stämme ziellos in die Ferne trieb. So wurde der Limes in 
letzter Linie eine Wohltat für die Germanen. 
4. Innere Zustände im Römischen Reiche. 
§ 9. Aus der Sittengeschichte. Die Kaiser haben vielfach ihre Kräfte 
mit Erfolg darangesetzt, die Verwaltung und Rechtspflege zu verbessern, 
die Sicherheit des Verkehrs zu erhöhen, dem Handel neue Wege zu öffnen 
und sozialen Schäden abzuhelfen; aber alle Wohltaten des kaiserlichen 
Regimentes, die allerdings durch die Tyrannei einzelner Machthaber be- 
einträchtigt wurden, konnten den Verfall, namentlich im sittlichen und 
1 Die Deutung des Namens ist unsicher.
	        
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