Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 4)

Der erste Kreuzzug 1096 —1099. 
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die Küstenstädte allmählich erobert wurden. Vom Abendlande er¬ 
hielten sie in jedem Jahre Zuzug bewaffneter Pilger. Es waren 
Kriegerstaaten, die hier entstanden, beherrscht von der kriege¬ 
rischen Ritterschaft, die sie gegründet hatte. Ihre Formen waren 
die des Lehnsstaats, und so litten sie an denselben Gebrechen 
wie die Staaten des Abendlandes, an Schwäche der Centralgewalt 
und Unzuverlässigkeit der Vasallen; <1ne Fürsten von Edessa, An¬ 
tiochien und Tripolis, zu denen noch kleinere Vasallen traten, standen 
nur in loser Abhängigkeit vom Könige von Jerusalem. Es kam 
dazu, daß die Geistlichkeit, an ihrer Spitze der Patriarch von 
Jerusalem, einen maßgebenden Einfluß für sich beanspruchte. End¬ 
lich fehlte nicht das Element des Bürgertums, da sich in den 
Küstenstädten Kolonien italienischer Kaufleute ansiedelten) 
(Fwar gewannen die Kreuzfahrerstaaten insofern eine gewisse 
nationale Einheit, als das französische Volkstum, das schon von 
Anfang an überwogen hatte, allmählich das herrschende wurde; auch 
gab sich der junge Staat ein Gesetzbuch, die assises de Jeru¬ 
salem. Auch wirtschaftlich hob sich das Land trotz des an¬ 
dauernden Kriegszustandes: die Erzeugnisse des Landes, Südfrüchte 
und Weine, aber auch lyrisches Glas und Purpur wurden aus¬ 
geführt; die Küstenstädte wurden Mittelpunkt des Handels zwischen 
Orient und Oceident. Andrerseits war die Begleiterscheinung der 
unsicheren Verhältnisse, die dem einzelnen heute reiche Beute oder 
Handelsgewinn, morgen Tod oder Gefangenschaft brachten, ein wüstes 
Genußleben und tiefe Unsittlichkeit.) 
Eine eigentümliche Vereinigung^der mönchischen und ritterlichen 
Ideale trat in den geistlichen Ritterorden zu Tage. Der Tempel¬ 
ritterorden, der seinen Namen von seiner Wohnung im königlichen 
Palast nahe der Stelle des einstigen salomonischen Tempels hatte, 
vereinigte zuerst die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehor¬ 
sams mit dem des Kampfes zum Schutz der Pilger und der heiligen 
Stätten; er bestand aus Rittern, Geistlichen und dienenden Brüdern; 
an seiner Spitze stand ein Meister. Nach diesem Vorbild organisierte 
sich die Genossenschaft der Pfleger des Johanneshospitals zu Jeru¬ 
salem, das schon vor dem ersten Kreuzzug von einem reichen Amalfi- 
taner Kaufmann begründet worden war: so entstand der Orden der 
Johanniter oder Hospitaliter. Im dritten Kreuzzug trat beiden 
Orden der der Deutschritter zur Seite. 
Politische 
Zustände. 
Nationalität. 
Wirtschaft!. 
Zustände. 
Geistliche 
Ritterorden.
	        
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