Die soziale Gefahr und die soziale Gesetzgebung.
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waren, nur einen verhältnismäßig geringen Teil; sie bringen (95 — 46)
49 Millionen ein. Desto mehr wirft der Staatsbetrieb der Eisen¬
bahnen ab, dessen Ertrag in jenem Jahre auf (1364 — 828) 536
Millionen veranschlagt wurde; dazu treten die Einnahmen der Berg¬
werke, Hütten und Salinen mit (167 —142) 25 Millionen. Die
direkten Steuern brachten (198 —16) 182, indirekte Steuern (83 — 35)
48, die Lotterie (82 — 72) 10 Millionen ein. Dazu kamen die Ein¬
nahmen, welche Preußen wie die anderen Bundesstaaten aus den
indirekten Steuern des Reichs bezieht; die Staatsverwaltungsein¬
nahmen betrugen 124 Millionen.
Von den Ausgaben beanspruchte die Verzinsung und Tilgung
der Staatsschuld 273, die Ausgaben für die Staatsverwaltung 660,
die Beiträge für die Ausgaben des Reichs 320 Millionen: zum Kron-
fideikommißfonds, für den aus den Einnahmen der Staatsdomänen
eine Summe von 7,7 Millionen Mark ausgesondert wird, leistet der
Staat einen Zuschuß von 8 Millionen.
Die Staatsschuld beträgt über 61 2 Milliarden. Doch steht
dieser Schuldenlast ein bedeutendes Vermögen des Staats gegenüber;
allein der Wert der Staatseisenbahnen wird auf 6 Milliarden geschätzt.
Tic soziale Gefahr und die soziale Gesetzgebung.
§ 148. Die soziale Gefahr. Die ungeheure Entwickelung der
Industrie, der kapitalistischen Großbetriebe, des Fabrik- und Maschinen¬
wesens, der Arbeitsteilung ist einerseits eine Folge der Fortschritte
der Naturwissenschaften und der Technik, andrerseits der die wirt¬
schaftlichen Kräfte entfesselnden Gewerbefreiheit, des wirtschaftlichen
Individualismus. Sie hat den allgemeinen Wohlstand unseres
Volkes, das Nationalvermögen sehr gehoben; sie hat aber zugleich
zu einer Umwälzung, teilweise Zerrüttung unsrer bisherigen sozialen
Verhältnisse geführt, welche die weitere Kulturentwickelung mit großen
Gefahren bedroht.
Der Weltwirtschaft zunächst, die heute auf wichtigen Gebieten Soziale Ge-
die nationale Wirtschaft durchbrochen hat oder zu durchbrechen droht, BMtwh-t-
verdanken wir ein Wachstum der Ausfuhr, welches zahlreichen ^aft-
Unternehmern und Arbeitern Beschäftigung und Verdienst gewährt,
und zugleich eine Entwickelung der Einfuhr, welche uns die Erzeug¬
nisse der fernsten Länder als Genuß- oder Produktionsmittel zur
Verfügung stellt. Die Gefahren dieser Wirtschaft aber liegen darin,
daß wichtige Produktionszweige durch den Wettbewerb des Auslandes,
durch die billigere Einfuhr fremder Erzeugnisse in ihrer Existenz be¬
droht werden können, beispielsweise die Landwirtschaft; daß bedeutende
Zweige der Exportindustrie durch das Erstarken fremder Industrien,