Object: Geschichte des Altertums (Teil 3[a])

96 Friedrich der Große. 
im militärischen Dienste; schon als zehnjähriger Knabe mußte er als 
gemeiner Soldat mit Flinte und Tasche vor dem Schlösse als Schild- 
wache stehen; auf seinem Zimmer ließ ihm der König ein kleines Zeug- 
Haus einrichten, und ein Offizier gab ihm dort Unterricht im Festungs- 
bau. Deshalb konnte Friedrich später mit Recht von sich sagen: „Meine 
Wiege war mit Waffen umgeben, in der Armee bin ich erzogen worden." 
Die Jagd hielt der Vater für die beste Vorbereitung zum Kriege; des- 
halb mußte ihn der Sohn stets auf derselben begleiten. Mit Geld 
wurde Friedrich äußerst knapp gehalten; er mußte über seine Ausgaben 
ein eigenes Buch führen, in welchem die kleinsten Ausgaben verzeichnet 
waren, z. B. „für ein Rotkehlchen" 40 Pf., „die Schuh aufm Leisten 
zu schlagen" 10 Pf. 
2. Trübe Jahre. Der König war ein frommer Christ und wollte, 
daß auch seinem Sohne eine rechte Liebe und Furcht vor Gott einge- 
prägt werde; er gab ihm deshalb Anweisung, wann und was er beten, 
in der Bibel lesen und wie oft er zur Kirche gehen solle. Aber in dem 
Religionsunterricht war die Hauptsache das Auswendiglernen und Her- 
sagen, und wenn der Stoff nicht gut gelernt war, so wurde er durch 
„geistliche Nachübungen" noch vermehrt. Auch das unaufhörliche, 
einförmige Exerzieren befriedigte den lebhaften Geist des Kronprinzen 
nicht; viel lieber ging Friedrich ins Theater, las französische Bücher, 
und besonders liebte er das Flötenspiel. Das war aber dem Vater ein 
Ärgernis, und er urteilte über den Sohn: „Fritz ist ein Querpfeifer 
und Poet; er macht steh nichts aus den Soldaten und wird mir meine 
ganze Arbeit verderben." Als Friedrich einst bei einem berühmten Flöten- 
fpieler heimlich Unterricht nahm, warf der König den Schlafrock seines 
Sohnes ins Feuer und schickte die Noten an den Buchhändler zurück. 
Durch solche Vorfälle wurde der Sohn dem Vater immer mehr ent- 
fremdet; dagegen schloß er sich leichtsinnigen Freunden an, machte 
Schulden und führte nicht selten ein ungebundenes Leben. Als der 
König in seinem Zorn den Prinzen öffentlich mißhandelte, beschloß dieser, 
nach England zu entfliehen. Aber der Vater entdeckte es und bestrafte 
den Sohn mit langer Haft auf der Festung, in welcher der Sohn unter 
anstrengender Arbeit über seinen Leichtsinn nachdenken konnte. Er er¬ 
kannte, wie gut es sein Vater mit ihm meinte, bat um Verzeihung und 
gelobte strengen Gehorsam. Da verzieh ihm der Vater und ließ ihn 
wieder in das Heer eintreten. Bald sah er ein, daß in dem Kronprinzen 
auch ein tüchtiger Soldat stecke; denn Friedrich hatte sein Regiment in 
so musterhafter Ordnung, so daß ihn der König einst nach einer Heer- 
schau vor dem ganzen Regiment umarmte, und kurz vor seinem Ende 
sagte er ganz glücklich zu seiner Umgebung: „Thut mir Gott nicht
	        
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