Geschichte des Orients.
Ägypten.
§ 3. Ägypten, das Tal des Nils, dessen jährlichen Überschwemmungen
es seine Fruchtbarkeit verdankt, hat eine uralte Geschichte; schon vor dem
Jahre 3000 v. Chr. gab es dort Könige, die Pharaonen, einen Staat
und geordnete Rechtszustände, Priester und eine sorgfältig geregelte Götter¬
verehrung. Memphis, das in Unterägypten am Anfang des Deltas lag^
und das in Oberägypten gelegene Theben waren die Hauptstädte des
Bauten Landes. Aus dem vierten Jahrtausend stammen die Pyramiden, riesige
Steinmassen, die zu den höchsten Bauwerken der Erde gehören und die Grab¬
kammern von Königen enthalten; dort standen die Särge, welche ihre ver¬
trockneten und einbalsamierten Leichen, die Mumien, in sich bargen. In
Felsengräbern setzte man die Leichen anderer Könige und vornehmer Männer
bei. Göttern und Königen errichtete man Bildsäulen von gewaltiger
Größe und starrer Erhabenheit. Weitausgedehnte Tempel mit prächtigen
Torbauten, Höfen und Säulenhallen erbaute man den Göttern und bedeckte
ihre Wände mit Bildern und zugleich mit „hieroglyphischen" Inschriften-
denn die Ägypter sind auch die Erfinder der Schrift.
«eirgion. Die höchste Gottheit war bei den Ägyptern der S o n n e n g o 11. Da¬
neben gab es unzählige andere Gottheiten. Besondere Verehrung genossen
bei ihnen gewisse T i e r e, z. B. die Katze, die Schlange, das Krokodil, der
Ibis; auch ihre Götter stellten sie gern in Tiergestalt oder doch mit einem
Tierkopf dar; die Sphinx, d. H. ein Wesen mit einem Menschenkopf und einem
Löwenleibe, war ein Abbild göttlicher Klugheit und Stärke.
Schicht. Im zweiten Jahrtausend v.Chr. wurden die Ägypter ein eroberndes-
Volk und breiteten unter machtvollen Königen wie R a m s e s II. ihre Ge¬
walt über die Nachbarländer aus. Später sank ihre Macht; die Könige ver-