l06 C. VII. Periode. Vom westphälischen Kriege 1648
Kaiser Carl VI. Sicilien bekam Victor Amadeus II. von
Savoyen, der an dem Kriege thätigen Antheil genommen hatte,
mit königlichem Titel; später aber mußte er Sicilien für
Sardinien austauschen. Er erwarb aber auch auf der Seite
von Mailand , das Herzogthum Montferrat, das Sesia - Thal,
die Städte und Landschaften von Alessandria und Lumello.
Der König von Pr eußen , Friedrich Wilhelm, erhielt
als Crbe des Hauses Cleve *), die Stadt uud Landschaft G e l-
d ern. Sein Vater , Friedrich I., hatte schon 1770, als Erbe
des Prinzen von Oranien, die Grasschaft Neu scha tel
(in der Schweiz) erhalten; nun kamen die Grafschaften Lingen
und Meurs, die Herrschaft Heristal und viele andere Güter
in Westphalen und Holland aus der oranischen Erbschaft hinzu.
Bald nach diesem Frieden bestieg der Churfürst Georg 1.
von Hannover den engl i \ch en Thron (17.14), vermöge einer
Parlamentsacte, welche seiner Mutter, Sophia, Gemahlinn
des ersten Churfürsten (§. 52), die Thronfolge zugesichert hatte
(1710). Er hatte die Tochter des leßten Herzogs zu Braun-
schweig : Celle geheirathet, und brachte die Herzogthümer Br e-
men und Verden, welche König Carl XII. von Schweden
im Kriege mit Dänemark verloren hatte, durch Kauf an Han-
nover. Friedrich, Erbprinz von Hess en- Cassel, welcher
nach Carls XII. Tode durch Vermählung wit dessen Schwester
Ulrica Elenora, König von Schweden wurde (1719), be-
stätigte diesen Kauf, und mußte auch dem Könige von Preußen
das eroberte Stettin mit V or - P o m mer n bis an den Peenexz
Fluß überlassen.
Kaiser Carl VI., welcher keine männlichen Erben hatte,
wünschte seine Erbstaaten vor dem Unglücke zu bewahren , wel-
ches zu Anfange des Jahrhunderts Spanien getroffen hatte,
und errichtete die prag m at i sch e S an ct i o n (1713J). Er
bewog die Churfürsten August von S a ch sen und Carl Al-
bert von Baier n, an welche Töchter seines ältetn Bruders,
*) Herzog Wilhem von Cleve hatte Geldern an Kaiser Carl v.
übexla Ten.