Die Vorzeit.
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welche die Gabe ber Weissagung besaß, und viele andere Frauen als
Sklavinnen in die Gefangenschaft geführt.
Den in bie Heimat zurückkehrenden Griechen aber war mancherlei Ver- CbWeu*
hängnis beschieden. Odysseus wurde durch Stürme verschlagen. Bei
ben Cyklopen, bie man sich später am Ätna in Sizilien wohnend dachte, bei
den Lästrygonen, auf ber Insel ber Circe erlebte er märchenhafte Abenteuer,
stieg in die Unterwelt hinab und lernte die Scylla und die Charybdis kennen;
er verlor endlich alle seine Gefährten, welche sich an den Rindern des Helios,
des Sonnengottes, vergriffen und den Zorn der Gottheit auf sich geladen
hatten, und brachte lange Jahre auf einer Insel bei der Göttin Kalypso
zu. Endlich erhielt er von ihr die Erlaubnis zur Heimkehr, aber sein Floß
wurde von Poseibon zertrümmert, unb mühsam rettete er sich nach ber Insel
S ch e r i a, von wo ihn ber König ber Phäaken, Alcinous, nach Jthaka
geleiten ließ. Hier tötete er mit Athenes Hilfe, unterstützt von seinem Sohne
T e l e m a ch u s unb bem treuen Sauhirten Eumäus, bie Feier, welche seine
Gemahlin Penelope bebrängt und wie Herren auf seinem Besitztum ge¬
schaltet hatten.
Trauriger noch war das Los Agamemnon s. Er ward nach der
Rückkehr von seiner Gemahlin Kly'ämnestra und ihrem Helfershelfer Ägifthns
ermordet. Den Mord rächte später sein Sohn Orestes, indem er
seinem Freunde Pylades zusammen die Mutter erschlug. Dasür aber wurde
er von furchtbaren Rachegeistern, den Erinyen, verfolgt und sand erst Er¬
lösung, als er sich aus bas Geheiß bes belgischen Orakels nach Athen begab,
wo er burch einen von Athene selbst berufenen Gerichtshof, ben Are opa g,
freigesprochen wurde.
Die Borzeit.
§ 13. Von der griechischen Vorzeit berichtet uns kein Geschichtschreiber;
nur in den unsterblichen Epen Homers, der Ilias und Odyssee,
finden sich Nachklänge jenes Zeitalters, obwohl sie erst im neunten und
achten Jahrhundert entstanden sind. Dagegen haben uns die Aus-
grabungen, die nach dem Beispiel und Vorbild Heinrich Schliemanns
an den verschiedensten Stellen der griechischen Erde stattgefunden haben und
stetig fortgesetzt werden, merkwürdige Aufschlüsse über jene Zeit gegeben.
Auf dem Hügel von I l i o s haben wirklich im zweiten Jahrtausenb v. Chr.
nacheinander mehrere Stäbte gestanben, bie mit starken Mauern umgeben
waren unb teilweise burch Feuer zerstört worden sind. In Mykene und
T i r y n s erhoben sich einst Königsburgen, deren mächtige Umfassungsmauern