Zweiter Abschn. H. Festland der Alpen. 3. Schweiz. 113
Lombardische und Sicilianische, nur wenig Aehnlichkeit mit dem Italie¬
nischen haben. Iln südlichen Theile Neapels und auf Sicilien wird
häufig Griechisch gesprochen, und in dem Bezirke der Deutschen Ge»
meinden im Venetianischey hört man einen Dialett der alteren Deut-
sä)en Sprache.
3. Nord alpenländer. Die Schweiz.
1. Name, Lage, Größe.
Ursprünglich und in rein-geographischer Hinsicht macht die Schwei;
mit Deutschland Ein Ganzes. Von ihren frühem Gallischen Bewob-
nern, den Helvetern, führt sie auch den Namen Helvetien, und be-
kam erst im 14ten Jahrhunderte von einem der ersten Kantone, welcher den
ewigen Bund beschwor, den Namen Schweiz. Sie liegt in der Mitte
Europa's zwischen 23 Gr. 41 Min. und 28 Gr. 6 Min. der östl. L., und
zwischen 45 Gr. 50 Min. und 47 Gr. 50 Min. der nördl. Br., mithin in
der natürlichen Begrenzung Deutschlands. Am besten aber seht man
die natürliche Grenze der Schweiz dahin, wo die Schweiz anfangt und
wo auch ihre politische Begrenzung hingesetzt ist, nämlich in Norden
an den Bodensee, Deutschland und den Rhein; in Osten an Tyrol;
in Süden an Italien; in Westen an Frankreich. In diesen Grenzen
enthalt sie 696f Q.Ml. *), ist fast 50 Ml. lang und 41 Ml. breit.
2. Oberfläche, Boden.
Unstreitig gehört die Schweiz zu den merkwürdigsten Landern un¬
seres Erdtheils; sie ist das höchste Gebirgsland desselben, und bietet
dem Wanderer ein durchaus überraschendes Panorama dar. Auf kei¬
nem Flecke unserer Halbkugel berühren sich so die Extreme. Gletscher
thürmcn sich auf am Rande fruchtbarer Thaler; auf den Bergen ewi¬
ger Schnee, in den Niederungen .balsamische Fluren und grüne Tep¬
piche; in den oberen Regionen ein Sibirischer Winter, in den unteren
ein Italienischer Frühling und Senegals Hitze; dort Schauer erregende,
todtenahnliche Stille, hier Leben und Weben; oben nur Fels und Wald
und entlegene Matten mit wandernden Hcerden, unten fischreiche, mit
Landhäusern und lebendigen Dörfern umgebene Seen, lachende Wein¬
berge und gewerbsame Ortschaften. Welch eine schnelle Abwechselung
der mannichfaltigsten Ansichten; welch ein Zusammcndrangcn großer,
herrlicher, Grausen erregender, oder sanfter, oder begeisternder Natur«
scenen! — In der Gestalt eines großen Halbmondes ziehen sich vom
St. Gotthard aus, diesem Centralpunkte, östlich und westlich von Pie¬
mont bis Istrien die Alpen als himmelhohe weiße Mauern, mit un-
überfteiglichen Zinnen, drittehalbtausend Klaftern über dem Mittelmeere.
Nur einzelne Menschen weiß man, die den Weißen Berg, wenige
oder keinen, welche-das Schreckhorn und Finsterahorn erstiegen
hatten; 1823 erstieg man zum ersten Mal den Berg Rosa, der als
'*) Nach ander» Angabe» 830 Q. M.
I. .
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