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3. Aus der Eiswelt gehn senkrecht und silberweiß die Wasser
nieder; aber, uns näher gekommen, in den Schrunden sind sie grau
wie Kalk. Und auch weite, besonnte Eilande gibt es und sanftere
Berge mit fruchtbaren Triften, tauonden Waldern und schimmernden
b Seen, in denen oft an gleicher Stelle der Lorbeer und der Gletscher
sich spiegeln. Ringsum eingefriedet ist dieses Land, und wo aus
der weiten Welt Straßen einziehen, da drohen dieé Lawinen, da
rauschen die trotzigen Wasser hervor, als wollten sie die Brücken
prechen, zurückstoben und weit von sich schwemmen alles EFremde,
10 das mit List oder Gewalt Eingang heischt.
4. Und in dieser gewaltigen Felsenburg lebt ein Volk von Bauern
und Hirten, arm, doch urkräftig, fromm und heiter, streng und treu,
tapfer und menschlich milde, in patriarchalischer Einfachheit und
alter Sitte sich selbst genũgend.
Tiroll Das schöõne Land Tirol!
330. Des Knaben Berglied.
1. Ich bin vom Berg der Hirtenknab',
seh' auf die Schlösser all herab,
die Sonne strahlt am ersten hier,
20 am längsten weilet sie bei mir.
Ich bin der Knab' vom Berge!
3. Der Berg, der ist mein Eigentum,
da ziehn die Stürme rings herum,
und heulen sie von Nord und Süd,
so überschallt sie doch mein Lied:
Ich bin der Knab' vom Berge!
2. Hier ist des Stromes Mutterhaus,
ich trink' ihn frisch vom Stein heraus,
er braust vom Fels in wildem Lauf,
25 ich fang' ihn mit den Armen auf.
Ich bin der Knab' vom Berge!
4. Sind Blitz und Donner unter mir,
so steh' ich hoch im Blauen hier,
ich kenne sie und rufe zu:
Laßt meines Vaters Haus in Ruh'!
Ich bin der Knab' vom Berge!
5. Und wenn die Sturmglock' einst erschallt,
manch Feuer auf den Bergen wallt,
dann steig' ich nieder, tret' ins Glied
und schwing' mein Schwert und sing' mein Lied:
Ich bin der Knab' vom Berge!
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Ludw. Uhland.
331. Frau Hütt.
In uralten Zeiten lebte im Tiroler Lande eine mächtige Riesen—
königin, Frau Hüll genannt, und wohnte auf den Gebirgen über Inns—
hruck, die jetzt grau und kahl sind, aber damals voll Wälder, reicher
Acker und grüner Wiesen waren. Auf eine Zeit kam ihr kleiner Sohn
heim, weinte und jammerte, Schlamm bedeckte ihm Gesicht und Hände,
dazu sah sein Kleid schwarz aus wie ein Köhlerkittel. Er hatte sich
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