Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reich» 1273 — 1619. 
Karls InBöhmen sorgte Karl für den Frieden und die öffentliche Sicherheit 
tttigtiit!' unb trat dem Fehdewesen scharf entgegen. Er beschützte und förderte den 
Handel, zumal die Flußschiffahrt, und begünstigte die Städte, vor allen 
P r a g, das er durch den Bau eines großartigen Doms verschönte. Endlich 
aber trat er auch als Beschützer höherer Bildung auf; er hat in Prag die 
erste deutsche Universität gegründet. Nachdem er 1373 durch Vertrag 
gegen eine Geldzahlung auch B r a n d e n b u r g von dem letzten Wittelsbacher 
erworben hatte, kam seine fürsorgliche Tätigkeit auch diesem Lande zu gute. 
Die goldene Für das Reich ist seine Regierung dadurch wichtig, daß unter ihm auf 
1356! mehreren Reichstagen das wichtige Reichsgesetz beschlossen wurde, das man 
nach der goldenen Kapsel, welche das Siegel der Urkunde einschließt, die 
goldene Bulle nennt. Durch dieses Reichsgesetz wurde festgestellt, daß, 
wie es nun schon ein Jahrhundert lang Brauch war, nur den sieben Kur¬ 
fürsten die Wahl des deutschen Königs zustehe. Die Erzbischöfe von 
Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalz¬ 
graf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von 
Brandenburg wurden als Kurfürsten anerkannt; die letzten vier waren 
zugleich die Inhaber der Reichsämter des Erzmundschenken, des Erztruchseß, 
des Erzmarschalls und des Erzkämmerers. Den Kurfürsten wurden wichtige 
Vorrechte zugesprochen: ihre Lande sollten unteilbar sein, sie erhielten 
die höchste Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten und andere Hoheitsrechte. 
Karl IV. zog auch nach Italien und erhielt die Kaiserkrone. 1378 starb 
er. Sein ältester Sohn Wenzel, der ihm als deutscher König folgte, 
ttUung' erhielt Böhmen und andere Gebiete, sein zweiter Sohn Sigmund 
Brandenburg. Letzterer erwarb bald darauf durch seine Heirat mit einer 
ungarischen Prinzessin Ungarn, was einen gewaltigen Machtzunachs für 
das Haus Luxemburg bedeutete. 
Die Zeit Wenzels (1378—1400) und Ruprechts (1400 — 1410). 
§ 80. Wenzel 1378 —1400. König Wenzel war von Natur nicht 
ohne Gaben, aber ein sehr schlaffer und träger Fürst, der, je länger er 
regierte, desto mehr über Jagd und Trunk seine Pflichten als Herrscher 
vernachlässigte. Im Jahre 1400 setzten ihn die Kurfürsten endlich ab. 
Sie wählten den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, der zwar ein 
tüchtiger Mann war, aber der nötigen Macht entbehrte und sich zehn Jahre 
lang vergeblich abgemüht hat, die Ordnung im Reiche und die königliche 
Gewalt wiederherzustellen. 
In jener Zeit, wo die Macht des deutschen Königtums so gering und 
der Zusammenhang des Reiches so lose ist, sind es die Einzelstaaten und
	        
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