Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

5. Das Konsulat. 
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Inzwischen hatte sich auf Betreiben Rußlands in Europa eine zweite 
Koalition gegen Frankreich gebildet, der England, die Türkei, Österreich 
und die italienischen Staaten beigetreten waren. Veranlassung zur Bildung 
dieser Koalition waren für England und die Türkei der Einfall in Ägypten, 
für Rußland die Besitzergreifung Maltas — der Kaiser von Rußland war 
Schutzherr des Johanniter-Malteserordens —, für Österreich und die 
italienischen Staaten das Vorgehen der Franzosen in der Schweiz und in 
Italien. Von der Schweiz hatte das Direktorium den Kanton Gens zu einem 
französischen Departement und die übrigen Kantone zu einer Helvetischen 
Republik erklärt, in Italien den Kirchenstaat zu einer Römischen Re¬ 
publik, das Königreich Neapel zur Parthenopeischen Republik umge¬ 
staltet. Diese Republiken, wie auch die früher gegründeten, waren abhängig 
von Frankreich. Papst Pius VI. wurde nach Frankreich gebracht; der König 
von Neapel war nach Sizilien geflohen. Bei der Benennung der neuen Re¬ 
publiken griff man auf das klassische Altertum zurück; Helvetia ist der 
lateinische Name für die Schweiz, Parthenope der älteste Name für 
Neapel. Die französischen Heere unterlagen meist den Heeren der Koa¬ 
litionsmächte. In Süddeutschland drängte Erzherzog Karl von Öster¬ 
reich das französische Heer über den Rhein zurück, in Italien stürzten 
Österreicher und Russen bereinigt die neuen Republiken, in der Schweiz 
kämpften Österreicher und Russen mit wechselndem Erfolg. Der Versuch 
Englands und Rußlands, die Batavische Republik zu erobern, mißlang. 
Bonaparte erhielt in Ägypten von diesen Vorgängen Kunde. Dazu 
kamen Nachrichten von der Mißwirtschaft und der Geldnot des Direktoriums 
im Innern Frankreichs. Rasch war sein Entschluß gefaßt, nach Europa 
zurückzukehren. Den General Kleber, aus Straßburg gebürtig, beauftragte 
er mit der Verwaltung Ägyptens und landete im Oktober 1799 in Frank¬ 
reich ; Kleber wurde von einem Mohammedaner ermordet. Die Eroberung 
Ägyptens wurde aufgegeben, das französische Heer kehrte 1800 auf eng¬ 
lischen Schiffen nach Frankreich zurück. 
Der Zug nach Ägypten hatte in wissenschaftlicher Beziehung großem 
Erfolg als in politischer. Im Gefolge Napoleons waren namhafte Ge¬ 
lehrte, die unter dem Schutze der französischen Waffen die Tier- und 
Pflanzenwelt, die geographischen Eigentümlichkeiten, die Bauart und 
Technik des alten Pharaonenlandes studierten und vor allem sich mit der 
Entzifferung der Hieroglyphen befaßten. Dadurch ist die Staats- und 
Kulturgeschichte des ägyptischen Altertums bis in die Einzelheiten auf¬ 
gedeckt worden. 
5. Das Konsulat. 
Innere Umgestaltung. Durch die Bestechlichkeit der Beamten und 
die unglückliche Kriegführung gegen die Heere der zweiten Koalition 
war das Direktorium in Frankreich so mißliebig geworden, daß General
	        
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