Full text: Lehrbuch der Geschichte des Altertums für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen

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4. Am Eingänge des Schwarzen Meeres, dessen Gestade ^ 
mit zahllosen griechischen Siedelungen übersät war, entstand das 
mächtige Byzanz (heute Konstantinopel); an der Ostküste 
Siziliens das von Korinthern gegründete Syrakus, lange Zeit 
hindurch eine der größten und volkreichsten Städte des Altertums; 
an der Südküste Galliens Massalia (heute Marseille), die älteste 
Stadt Frankreichs; an der Ostküste Spaniens Sagunt. Süd¬ 
italien bedeckte sich mit so zahlreichen blühenden Pflanzstädten, 
daß die griechischen Ansiedler es im Gegensatz zu der damals 
noch ärmeren Heimat Großgriechenland nannten. Die größte 
Bedeutung erlangte hier Tarent, eine Tochterstadt Spartas, die 
selbst den mächtigen Römern zu trotzen wagte. An demselben 
Meerbusen lagen die durch die üppige Lebensweise ihrer Be¬ 
wohner bekannt gewordenen Städte Sybaris und Kroton. 
Sogar aus der ganz phönizischen Insel Cypern und in dem 
fernen, Jahrtausende hindurch sür Fremde unzugänglichen Ägypten 
ließen sich griechische Kolonisten nieder und verbreiteten daselbst 
griechische Sprache, Gesittung und Bildung. 
§ 8. Umschwung im Leben des Einzelnen und der 
Staaten in Griechenland. 
1. Aufschwung des Handels, a) Mit der örtlichen Aus¬ 
breitung der Griechen war eine große Ausdehnung des Handels 
verbunden. Ihre Schiffe fuhren über das ganze Mittelmeer. 
Das Getreide der Pontischen Küste, das Holz Thraciens, der 
Purpur von Cythera, Marmor von Para, griechisches Öl und 
das Silber der laurischen Bergwerke in Attika bildeten wichtige 
Handelsartikel. War bis dahin der Bodenbau säst die einzige 
eines freien Mannes würdige Beschäftigung gewesen, so traten 
jetzt Handwerk und Gewerbe daneben. In Milet wurden 
kunstvolle Teppiche und Wollstoffe, in Korinth und Attika herrliche, 
mit Darstellungen aus den Götter- und Heldensagen bemalte Ton¬ 
vasen verfertigt; auch Metallwaren und Schmuckgegenstände stellte 
Korinth Jjcr. Diese Sachen wurden nun Gegenstand des Handels. 
d) Infolgedessen blühten in Griechenland Städte auf; neben 
den Grundbesitzern erhob sich ein Stand von Kaufleuten und 
Handwerkern, und während bis dahin der Reichtum eines Mannes 
lediglich in Grund und Boden und Vieh bestanden hatte, spielte 
bald der Geldbesitz eine wichtige Rolle. Gleichzeitig wurde der 
Lebensunterhalt teurer, da viele fremde Dinge durch die vielfachen 
Handelsverbindungen allgemein bekannt und sür den täglichen 
Gebrauch unentbehrlich geworden waren. 
2. Folgen dieses Aufschwunges, a) Diese Veränderungen 
zogen schlimme Folgen nach sich. Die kleinen Bauern ver- 
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