— 294 —
als Reichsverweser ein, bis ein Kaiser gewählt fei, und bot
1849. Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone an, welche er
aber ausschlug. Durch Parteiungen zerspalten, löste sich die
Nationalversammlung allmählich auf.
1848. 4. Der erste Lchleswig-holsteinische Krieg. Dänemark
wollte das deutsche Schleswig in sein Reich einverleiben. Preu¬
ßische und andere deutsche Truppen kamen den Schleswig-Hol-
steinern zu Hülfe. Die Dänen verloren mehrere Schlachten gegen
Wrangel und wurden aus Schleswig vertrieben. Die Ein¬
mischung fremder Mächte (England und Rußland) bestimmte
Preußen zum Friedensschluß mit Dänemark. Danach verblieben
die Herzogtümer bei Dänemark.
5. Versuch einer Lösung der deutschen Einheitsbestrebungen
durch Preußen. Um ein geeintes Deutschland mit Ausschluß
Österreichs herzustellen, suchte König Friedrich Wilhelm IV. die
1849. deutschen Fürsten für diesen Plan zu gewinnen. Die Be¬
strebungen scheiterten an den Bemühungen Österreichs, das mit
den süddeutschen Staaten den alten Bund wiederherstellte. Um
den Krieg mit Österreich zu vermeiden, dem auch Rußland zu¬
neigte, gab Preußen im Vertrag zu Olmütz (1850) nach. Alle
Einheits- und Freiheitsbestrebungen waren dadurch
zu Grabe getragen. Der Deutsche Bundestag wurde wieder¬
hergestellt.
1850. 6. Die preußische Verfassung. Längere Kämpfe und Un¬
ruhen in Berlin fanden ihren Abschluß mit der Einführung einer
neuen Verfassung (1850), die noch heute im großen und ganzen
zu Recht besteht. Danach ist der König der höchste Beherrscher
des Landes, ihm zur Seite stehen die beiden Kammern: das
Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten. Jenes setzt sich
aus den königlichen Prinzen, den Vertretern des Großgrund¬
besitzes, der großen Städte und der Hochschulen zusammen; dieses
besteht aus den Vertretern des Volkes, welche alle fünf Jahre
neu gewählt werden. Beide Kammern bilden den Landtag, der
die Gesetze des Landes zu beraten und die Ausgaben und Ein¬
nahmen des Staates zu regeln hat.
§ 307. Friedrich Wilhelm IV. als Förderer der
Wissenschaften und Künste.
Der König, selbst hochgebildet und künstlerisch tätig, ließ sich
die Pflege der Wissenschaften und Künste sehr angelegen sein.
Zahlreiche Gelehrte und Künstler erfuhren die Gunst des Mon¬
archen. Unter jenen ragen vor allen die Sprachforscher Brüder
Grimm und der Naturforscher Alexander von Humboldt, unter