Full text: Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen

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2. Ende des Ostgotenreiches (555). Unter feinen Nach¬ 
folgern entstand Uneinigkeit der Goten und Feindseligkeit mit der 
römischen Bevölkerung. Nach Theodorichs Tode trachtete der 
mächtige oftrömifche Kaiser Justinian nach dem Besitze Italiens. 
In einem fast zwanzigjährigen Kriege, den nacheinander feine 
Feldherren Belifar und Narfes in Italien führten, erlagen die 
Oftgoten endlich der Übermacht, obwohl sie unter ihren Königen 
Totila und Teja den heldenmütigsten Widerstand geleistet hatten. 
Jetzt war Italien oftrömifche Provinz, der Stamm der Oftgoten 555. 
aber verschwindet aus der Zahl der deutschen Völkerschaften. 
§ 14. Reich der Langobarden (568—774). 
Die Oftrömer sollten nicht lange Herren von ganz Italien 
bleiben. Narfes, der oftrömifche Statthalter, bedrückte die 
Untertanen dermaßen, daß die Unzufriedenheit allgemein wurde. 
Diesen Umstand benutzten die Langobarden, die ursprünglich 
zwischen Weser und Elbe seßhaft gewesen, später weiter süd¬ 
wärts gewandert und zuletzt im heutigen Ungarn (Pannonien) 
geblieben waren, zu einem Einsall in Oberitalien. Ihr König 568. 
Alboin wurde später aus Anstiften seiner Gemahlin Rofamunde 
ermordet. Mit diesem Zuge der Langobarden fand die Völker¬ 
wanderung ihren Abschluß. 
§ 15. Folgen der Völkerwanderung. 
\. Die Verschiebung der Grenzen Germaniens. Im Osten 
wurde die Elbe der Grenzfluß Deutschlands, da in die von den 
Oftgermanen geräumten ostelbischen Lande die Slawen einrückten. 
Was im Osten für das Germanentum verloren ging, wurde im 
Westen und Süden gewonnen. Das linke Rheinufer und das 
Gebiet zwischen der oberen Donau und den Alpen wurde durch 
das Vordringen der Westgermanen germanisiert. Am weitesten 
nach Westen drangen die Salsranten vor, deren Gebiet der 
Kern und Grundstock des großen Frankenreiches werden sollte. 
2. Die gegenseitige Einwirkung des Germanentums und 
des Römertums. Die Westgermanen, welche auf römischen 
Boden auswanderten, auch die Angeln und Sachsen, behielten ihr 
Volkstum, d. H. ihre Eigenart in Sprache und Sitte, und unter¬ 
drückten das römische Wesen säst vollständig. Nur der Teil der 
Franken, der in das Innere des römischen Gallien eindrang, ver¬ 
mischte sich, ebenso wie die oftgermanifchen Burgunder, Westgoten 
und Langobarden, mit der einheimischen Bevölkerung. Aus dieser 
Vermischung entstanden die romanischen Nationen: Franzosen, 
Spanier, Portugiesen, Italiener. Der Rest der Oftgermanen
	        
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