111. Französische Revolution und deren Folgen. 503
Handlungen mit England diesem zurückzugeben sich erboten hatte, begann
Preußen im Oktober 1806 Krieg mit Frankreich (vierter Coalitions-
krieg, vom Oktober 1806 bis Juli 1807). Preußen stand im Bunde
mit Rußland und Sachsen, England hob die Blokade der preußischen
Häfen auf. Nach dem unglücklichen Gefecht bei Saalfeld, in welchem
Prinz Ludwig von Preußen, Sohn des jüngsten Bruders Friedrichs
des Großen, Ferdinand, am 10. Oktober der französischen Ueber-
macht unterlag und selbst fiel, erfolgte die unglückliche Doppelschlacht
bei Jena und Anerstädt am 14. Oktober 1806. Bei Jena un¬
terlag eine preußisch-sächsische Armee unter dem Fürsten von Hohen¬
lohe einer beträchtlich überlegnen französischen unter Napoleon, bei
Anerstädt überließ die preußische Armee nach dem Fall ihres zweiund-
siebzigjährigen Führers, des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand
und nach tapfern, aber erfolglosen Anstrengungen das Schlachtfeld den
Franzosen unter Davoust. In Folge dieser unglücklichen Doppelschlacht
lößte sich der größte Theil der preußischen Armee auf, eiu Theil der¬
selben kapitulirte unter Hohenlohe bei Prenzlan den 28. Oktober,
auch Blücher mußte nach dem rühmlichen, aber unglücklichen Gefecht
bei Lübeck am 6. November, am 7. bei Ratkau die Waffen strecken.
Traurig war der schmachvolle Fall der preußischen Festungen, die wie
Magdeburg, Stettin und Glogau nach kurzem, unrühmlichem Wider¬
stände fielen; Cüstrin fiel sogar durch Verrath. Sachsen wurde nach
der Catastrophe milde behandelt und erhielt in seinem mit Napoleon
zu Posen am 15. December geschlossnen Frieden den Königstitel, wie
auch den Cotbnsser Kreis von Preußen. Dagegen wurde der Chur¬
fürst von Hessen-Cassel, dessen Zuneigung zu Preußen Napoleon
kein Geheimniß geblieben war, gleich nach der Schlacht von Jena sei¬
nes Landes beraubt, auch der unglückliche Herzog von Braunschweig,
der bald nach seiner tödtlichen Verwundung bei Anerstädt im Dorfe
Ottenfeen bei Hamburg starb, verlor sein Land. Der fernere Kampf
Prenßens würde durch den Aufstand seiner 1793 und 1795 erworbenen
polnischen Besitzungen zum Theil gelähmt; daher konnten die Franzo¬
sen schon den 3. November in Posen und den 29. in Warschau ein¬
ziehen. Nur Rußland bot in dieser trostlosen Lage Hilfe. Napoleon
that damals die ersten Schritte zu seinem Continentalsystem, das
die Engländer durch die Vernichtung ihres Handels mit dem gesamm-
ten europäischen Festlande, soweit es unter seinem Machtgebot stand,
zur Nachgiebigkeit zwingen sollte. In Polen blieb der Kampf der
Russen mit den Franzosen bei Pnltusk am 25. December ohne Ent¬
scheidung, auch die blutige Schlacht bei Preußisch-Eilau in Ost-