Full text: Mittlere und neue Geschichte (Zweiter Theil)

111. Die Zeit der Kreuzzüge und Blüthe der Hierarchie. 53 
Königs vermählt werden sollte, vorbehalten wurde. Damals um 1200. 
in jener Zeit der sichtlichen Entartung der Kirche und beginnender Ketze¬ 
rei, ging aus dem Mönchswesen wieder eine starke Reaktion hervor. 
Zwei neu entstandene Mönchsorden, die Franziskaner und Domi¬ 
nikaner, zusammen genannt die Bettelmönche, weil sie sich ihren Un¬ 
terhalt erbetteln sollten, wurden neue Stützen der Papstgewalt. Die er¬ 
ster», auch Minoriten genannt und gestiftet von Franz von Assisi, 
blieben der Demuth und dem Leben in der Armuth getreu, nährten aber 
die Keime einer unabhängigen Opposition gegen päpstliche Ueb ergriffe. 
Die Dominikaner dagegen, ihren Ursprung von Dominikus Guz¬ 
mann ableitend, wurden auch Prädikanten genannt, weil sie vor¬ 
zugsweise das Predigen gegen die Ketzer überwiesen erhielten. Gegen 
diese wurde jetzt auch die Inquisition oder das Glaubensgericht ein¬ 
gesetzt, das alle Ketzereien verfolgen und ausrotten sollte und mit dessen 
Führung die Dominikaner betraut wurden. Auch in Deutschland ver¬ 
suchte die Inquisition einzudringen, aber seitdem der erste Inquisitor 
Konrad von Marburg 1235 erschlagen worden, wurde kein Versuch 
mehr gemacht. 
2. Lothar und die Hohenstanfen in Deutschland, 
1125 — 1254. 
Räumers Geschichte der Hohenstaufen ist bedeutend. 
Lothar, Graf von Supplingenburg, seit 1106nach dem Aus¬ 
sterben der Billnnge Herzog von Sachsen, war deutscher Kaiser von 
1125—1137. Die deutschen Fürsten wählten ihn mit Uebergehnng der 
beiden Enkel Kaiser Heinrichs IV., deren Mutter Heinrichs Tochter ge¬ 
wesen war, Konrad und Friedrich von Staufen, den Herzogen 
von Schwaben, die durch das Aussterben der fränkischen Kaiser auch 
das Herzogthum Franken geerbt hatten. Ihre Politik war es bereits, 
nicht den mächtigsten der deutschen Fürsten zum Kaiser zu erwählen. 
Lothar versuchte vergebens, obgleich er anfangs Erfolge hatte, den Ho¬ 
henstaufen ihre Herzogtümer zu rauben; er mußte sie zuletzt in ihren 
Lehen bestätigen. Auf seinem zweiten Römerzuge 1137 hatte er einigen, 
doch nur vorüber gehenden, Erfolg gegen die Normannen in Unterit»- 
lien. Die beiden jüngeren Söhne des Grafen Tancred von Haute-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.