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sich au den Kaiser um Hilfe. Nachdem dieser mit der Pforte
vergeblich unterhandelt hatte' rückte ein türkisches Heer gegen
Oberungarn vor und überschritt bei St. Gotthardt die Raab,
erlitt aber hier durch den kaiserlichen Feldherrn Monteknknli
eine große Niederlage. Die Stände Siebenbürgens durften fortan
ihren Fürsten frei wählen, aber der von den Türken ernannte Gro߬
fürst blieb in seiner Würde.
Erster Aeichskrieg gegen Ludwig XIV, 1674—1679, und die Nennionen, 1680—1684.
Siehe beides in der nachfolgenden Geschichte Frankreichs bei Ludwig XIV.
Zweiter Tnrkenkrieg, 1683—1699.
Die Unruhe, in welche Deutschland durch die Reunionen Lud¬
wigs XIV versetzt wurde, benutzten die ungarischen Magnaten
zu einer Verschwörung gegen die deutsche Herrschaft. Kaiser
Leopold ließ die vier Urheber der Verschwörung hinrichten und
stürzte die ungarische Verfassung um, indem er die Würde des Pala¬
tin nns aufhob und für Ungarn emett Deutschen als Statthalter
ernannte. Aber Graf Tökely veranlaßte eine neue Erhebung und
rief im Einverständnisse mit Frankreich und dem Fürsten von
Siebenbürgen die Hilfe des Sultau an. Dieser sandte den
Großvezier Kara Mn'stafa ab, welcher durch Ungarn nach Wien
vordrang. Die (feit 14. Juli 1683) belagerte Kaiserstadt hielt sich
unter dem mnthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg, bis
der König von Polen, Johann Sobiesky, herbeieilte und
die Türken zurückwarf. Herzog Karl von Lothringen, Kur¬
fürst Max II Emannel von Baiern, der Prinz Eugen von
Savoyen (aus der Nebenlinie Carignan) und der Markgraf
Ludwig von Baden, die zum Entsätze Wiens rühmlich mitgewirkt
hatten, führten den Krieg in Ungarn mit so günstigem Erfolge
(Eroberung von Neuhäusel 1685, von Ofen 1686^ Siege bei
Esseck und Mohacz 1687), daß die ungarischen stände zu
Preßburg (1687) die Erblichkeit der Krone Ungarns im
österreichischen Hanse (s. S. 158) neuerdings anerkannten.
Um diese Errungenschaft gegen die Türken bleibend zu sichern,
brach Herzog Karl von Lothringen und die übrigen Fürsten,
die Ungarn von dem türkischen Joche befreit hatten, in Bos¬
nien und Serbien ein und brachten die Hauptfestung Belgrad
(1688) in ihre Gewalt. Zwar wurde diese Festung mit ganz Ser¬
bien von den Türken zurückerobert, aber die Siege, die Ludwig
von Baden bei Salanke'men (1691), und Prinz Eugen von
Savoyen bei Zeuta (1697) über die Türken davontrugen,
waren so entscheidend, daß die Türken den für sie nachteiligen
Frieden zu Ka'rlowitz in Slavonien eingehen mußten (1699).
Gemäß diesem Frieden behielt Kaiser Leopold Siebenbürgen, das ihm
der Großfürst schon 1696 für .den ihm gewährten Schutz überlassen hatte, und
das im Laufe dieses Krieges zurückeroberte Slavonien; den Türken blieb in