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ber Ostseeprovinzen zur Einstellung ber Feindseligkeiten unb schickte
sich cm, .bett Dänen Norwegen zu entreißen,, um sich durch biese
Eroberung für alle Verluste zu entschädigen. Die zwei ersten Züge
(1716) mißlangen vollständig, auf dem dritten Zuge (1718) fiel
K arl in den Laufgräben von Friebrichshall*). Die Stände
Schwedens wählten (statt des Herzogs Karl Friedrich von
Holstein-Gott orp, der als Sohn Friedrichs IV von Holstein-
Gottorp und der Sophia, Karls XII älterer Schwester, die jtächstett
Ansprüche auf den schwedischen Tron hatte, s. d. genealogische Tafel
S. 284) die jmtcere Schwester Karls XII, Ulrike Eleonore,
welche betn Reichsrate fast alle (L-ouveränitätsrechte zugestand und
1720 die Krone ihrem Gemahl, dem Landgrafen Friedrich von
Hessen-Kassel, zubrachte.
Das erschöpfte Land mußte den Frieden durch große Verluste
erkaufen. Georg I von England erhielt als Kurfürst vou
Hannover Bremen und Verden; im Frieden zu Stockholm, 1720,
bekam Preußen Vorpommern bis zur Peene nebst den Inseln
U'sedom und Wolliu, Dänemark behielt das im Kriege eroberte
Schleswig mit Ausnahmeder glücksburgischen Lande, Stanislaus
Lescziusky durste den Königstitel beibehalten. Peter der
Große setzte den Krieg fort, bis ihm durch den Frieden zu
.Nystäbt 1721 Lieflaud, Esthlaud, Jugermanland und ein Teil
von Kareliett (gegen Zurückgabe Finnlands) zugestanden wurde.
So ging das Übergewicht Schwedens im Norden auf
Rußland über.
Friedrich I (1720—1751) von Hessen-Kassel sah Schweden
durch zwei Adelsparteien geteilt, durch die Partei der Mütze u,
welche unter Rnßlanbs Einfluß stand und auf die Schwächung des
Königtums ausging, nnd durch die Partei der Hüte, welche von
Frankreich unterstützt war und die königliche Macht zu kräftigen
suchte. Ein Versuch der Hüte, die jüngst an Rußland ver¬
lorenen 0Provinzen, wieder zu gewinnen, endete 1743 mit dem Frie¬
den zu ^bo, in welchem Schweden einen Teil Finnlands (bis zum
Fluß Ky'meue) an Rußland abtreten und den mit der Zarin
Elisabeth verwandten Adolf Friedrich aus einer Seitenlinie des
Hauses Holsteitt-Gottorp (s. die genealogische Tafel S. 284), die
nach dem Tode Karls XII übergangen worden war, zum Erben
der schwedischen Krone wählen mußte.
Adolf Friedrich (1751-^1771) ließ sich durch die Partei ber
Hüte zur Teilnahme am dritten schlesischen Krieg (1756—1763)
bewegen, welche die Finanznot erhöhte. Sein thatkräftiger Sohn
Gustav III (1771—1792) besiegte mit Hilfe bes Heeres durch
eine unblutige Revolution bie bas Königtum befchränkenbe Verfasf-
*) Daß Karl XII durch Meuchelmord gefallen sei, ist durch die 1859 vorge-
genoimnene Untersuchung seiner Todeswunde als uuhaltbar erwiesen worden (siehe
das Augustheft 1860 der London Medical Times).