Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

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kommt mit schweren Füßen heran und zeigt Lohmann den 
Rũcken: „Ist da noch keen Loch?“ — „Ja, Herr Leutnant, nun 
ist da ein Loch, und Blut ist da auch.“ — „Stehen kann ich 
nicht mehr. Weggehen mag ich nicht. Ieh mag nicht.“ PEr 
spuckt verächtlich aus. Da rast ein Stabsoffigier heran. „Warum 
feuern Sie nicht?“ — „Keine Granaten.“ „In drei Deuwels 
Namen! LSo feuern Sie mit Kartuschen.“ „Iefehl!“ — Sie 
feuern blind, mit Leinwandfetzgen . . . immerzu . . . immerzu... 
eine ganze Weile. Jörn Uhbl, über die Lafetto gebeugt, langt in 
Gedanken nach rechts: da liégen wieder Granaten. Das geht 
besser. Ein blutjunger Leutnant steht hinter ihnen und lobt sie 
mit hoher Stimme: „Gut, Unteroffigier! Sehr gut! . . . Kamerad!“ 
Er grüßt zu Hax hinüber, der auf der Erde sitzt, mit dem 
Rũcken am Rad der Protze. Aber Hax sieht ihn nicht; Hax 
sieht unter halbgeschlossenen Augen verächtlich, mit vorge- 
schobener Unterlippe, nach der Richtung des Peindes. 
Da schweigen links von ihnen die Geschütze. „Was machen 
die beiden Batterien? Warum schiehen sie nicht mehr?“ 
Schweres Infanteriefeuer kommt halblinks von hinten, vom Wald- 
rande her. Deutsche Infanterieé springt auf, wirft sieh bin, 
kommt näher. „O0 dio wollen uns helfen“ . . . „Die Ge- 
schützel. . . Varum schiehen Sie nicht?“ — „Schieht doch, 
Brũder!“ Hier und da steht noch ein einzelner Mann . . . blitzt 
noch ein Rohr. Unteroffizier Heesch von Eesch bedient mit 
einem einzigen Mann sein Geschütz. In Rauch und Peuer steht 
er. Der ist ein Held. Von dem wird man in der Heimat reden 
noch nach fünfzig Jahren. „Schießt, Brüder!“ Ein fremdartiges 
Lãrmen und Tosen kommt brüllend näher. Der junge Leutnant 
springt heran und schreit überlaut: „Auf die Batterie zur Länken. 
Kartätschen! Kartätschen! „Herr Leutnant,“ schreit 
Uhl ... „das ist ja unsere Batteriol‘ — „Sehen Sie nicht? 
Sie ist voll von roten Hosen!“ — „Herum!“ Sie greifen alle zu. 
Die Fauste in den Speichen. Schwer fällt es herum. „Kartätschen! 
Vierhundert Schrittl i. Leutnant Hax steht wieder auf- 
recht, will kommandieren, langt nach seiner Seite und fällt lang 
hin. Von der verlorenen Batterie Kommen drei oder vier FPlüchtige. 
Einer davon fällt im Laufe, wie ein Kind fällt, und hält sich am 
ade und fängt an, einzelne Bitten des Vaterunsers zu beten. 
Die vierte Bitte sagt er zweimal. Er war armer Leute RKind. 
Deutsche Infanterié, immer neu aus dem Walde heraus- 
strömend, steht, liegt, hier und da, im Haufen und einzeln. Sie 
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