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Enkel des Königs Philipp von Schwaben (s. die Stammtafel
Nr. V), den König
Alfons X von Kastilien (1257—1273 f 1284), zum deutschen
Könige. Richard kam während seiner 15jährigen Regierung vier¬
mal, Alfons nie nach Deutschland. Die trostlose Lage, in welche
das deutsche Reich bei dem 1272 erfolgten Tode Richards von
Kornwallis verfallen war, bestimmte die deutschen Großen, ohne
Rücksicht auf den noch lebenden Alfons von Kastilien im Jahre
1273 ein neues Reichsoberhanpt in der Person des deutschen Grafen
Rudolf von Habs bürg zu wählen, der im Oktober 1273 zu
Aachen gekrönt wurde.
§ 20. Die Kreuzzüge und ihre Morgen.
Seit die christliche Religion die Grenzen Palästinas über¬
schritt, fehlte es nicht au Pilgern, welche das gelobte Land be¬
suchten. Diese Wallfahrten wurden immer häufiger und dauerten
auch nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber (636)
ungestört fort. Je tiefer aber das Anseheu der Chalifeu sank,
desto mehr verschlimmerte sich das Los der morgenländischen
Christen und der Pilger. Am traurigsten wurde ihr Zustand, als
das türkische Volk der Seldfchu'fen im 1 L. Jahrhundert die
Herrschaft über Syrien und Palästina gewann. Der Einsiedler
Peter von Amiens, welcher das heilige Land besuchte, brachte
von dem Patriarchen Jerusalems Aufträge und Schreiben an den
Papst Urban II nach Rom, und dieser forderte auf einer Kirchen¬
versammlung zn Clermont in begeisternder Rede] zur Befreiung
Jerusalems auf.
Der erste Kreuzzug, 1096—1099. Schon im Frühjahre
1096 brachen einzelne Scharen unter Peter von Amiens und
anderen Anführern nach dem gelobten Lande auf, kamen aber
größtenteils schon in Ungarn und Bulgarien um.
Glücklicher als dieser Vortrab war die Haupt arm ee, welche
Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, sein
Bruder Graf Balduin, der Graf Raimund von Toulouse,
der Fürst Bo6mund von Tarent und dessen Neffe Tankred
noch im Jahre 1096 führten. Sie eroberten (1097) Nicäa,
nahmen darauf (1097) AntiochVa ein und brachten 1099
Jerusalem in ihre Gewalt. Gottfried von Bouillon ward
zum Könige von Jerusalem gewählt, nannte sich aber stets
nur „Herzog Gottfried". Sein Bruder Balduin gründete
in Ede^ssa, der Graf Raimund in der Grafschaft Tripolis
einen christlichen Staat. Als Gottfried schon im Jahre
1100 starb, folgte ihm sein Bruder Bald ui u, welcher den Königs¬
titel annahm und das Königreich Jerusalem noch erweiterte.
Der zweite Kreuzzug, 1147—1149. Die unverhoffte
Nachricht, daß Edessa von Zenki, dem Statthalter von Aleppo,