Full text: Deutsche Geschichte von der Reformation bis zu Friedrich dem Großen (H. 3)

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die Union unthätig blieb und Sachsen sich sogar mit dem Kaiser ver¬ 
band. Ein spanisches Hülfsheer zog von den Niederlanden heran, um 
die Pfalz zu erobern, und zugleich rückte das ligistische Heer unter 
Maximilian und seinem Feldherrn Tilly fast ohne Widerstand in 
Böhmen ein, wo sich der neue König bereits um alles Ansehen ge¬ 
bracht hatte. Das böhmische Heer wurde im Jahre 1620 in der 
Schlacht am weißen Berge bei Prag völlig geschlagen, und 
Friedrich V., vom Spott seiner Feinde der Winterkönig genannt, 
verließ in übereilter Flucht das Land. Jetzt wurde Böhmen mit 
schonungsloser Härte dem katholischen Glauben unterworfen, alle 
protestantischen Prediger wurden vertrieben, und die vornehmsten An¬ 
hänger Friedrichs V. starben auf dem Schaffst. 
Nun sollte noch die Pfalz, die inzwischen von den Spaniern 
verwüstet worden war, durch Tilly völlig unterworfen werden, und 
dies schien leicht zu sein, da sich die Union aufgelöst hatte. Aber 
einzelne Parteigänger nahmen sich auf eigene Hand der Sache des 
vertriebenen Kurfürsten an: der Graf Ernst von Mansfeld, der 
schon in Böhmen für ihn gekämpft hatte, und der Markgraf Friedrich 
von Baden-Durlach leisteten in der Pfalz Widerstand, und der 
wilde Prinz Christian von Braunschweig plünderte mit seinen 
Söldnerbanden unter den schrecklichsten Mordbrennereien in Westfalen. 
Tilly schlug den Markgrafen 1622 bei Wimpfen am Neckar, und als 
dann Christian von Braunschweig heranzog, um sich mit Mansfeld 
zu vereinigen, schlug Tilly auch ihn bei Höchst am Main. Hierauf 
unterwarf er die Pfalz, deren Kurstimme mit der Oberpfalz der Kaiser 
seinem Retter Maximilian von Bayern verlieh. Jetzt stand dem Kaiser 
in Deutschland kein Feind mehr gegenüber; der böhmisch-pfälzische 
Krieg war zum Nachteile der Protestanten entschieden, und ihre 
Sache wäre verloren gewesen, wenn sich nicht jetzt das Ausland ein¬ 
gemischt hätte. 
Diese Einmischung fremder Staaten ging weniger aus der Sorge 
für den bedrohten Glauben hervor, als aus der Eifersucht auf die 
Macht des Kaisers und aus dem Streben nach eigenem Vorteil. Der 
König Christian IV. von Dänemark, im Bunde mit England und 
den Niederlanden, ließ sich von norddeutschen Fürsten, die von Tillys 
Scharen bedroht waren und vom Kaiser nichts Gutes erwarteten, zum 
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