Full text: Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse (Teil 4)

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Da? Zeitalter des Emporkommen- Preußens 1648 — 1786. 
Das Edikt Potsdamer Edikt, wodurch er den gemißhandelten Hugenotten eme 
6oniti85.am Zuflucht in seinen Landen eröffnete. So wanderten denn unter ihm und 
fernem Nachfolger etwa 20000 „Nöfugiös" in Brandenburg ein und 
siedelten sich in Berlin und anderen Städten an; es waren zumeist ge¬ 
bildete und kenntnisreiche Leute, die Kunstfertigkeit und Industrie mit¬ 
brachten, und deren Ansiedelung Brandenburg zum großen Segen gereichte. 
Mit dein Kaiser vertrng sich der Kurfürst nunmehr; er leistete ihm 
Hilfe bei der Eroberung Ungarns. 
Friedrich Wilhelms innere Politik. 
Das Heer. § 68. Die Begründung des Absolutismus. Um in der europäischen 
Politik eine Rolle spielen zu können, war es von Anfang an des Großen 
Kurfürsten Bestreben, ein starkes, schlagfertiges Heer zu besitzen. Es 
bestand nicht, wie noch die Heere des dreißigjährigen Krieges, aus Lands¬ 
knechten, die man im Falle des Bedarfs anwarb und nach Beendigung 
des Krieges wieder entließ, sondern es war ein stehendes Heer. Frei¬ 
lich war es kein Volksheer, sondern ein Heer von Berufssoldaten; die 
Soldaten wurden nicht ausgehoben, sondern geworben. Es zählte beim 
Tode des Kurfürsten fast 30000 Mann und war, was beiden Truppen 
des dreißigjährigen Krieges noch nicht dör Fall war, einheitlich gekleidet; 
die Infanterie trug blaue Uniform. 
Zur Erhaltung seines Heeres bedurfte der Kurfürst ausreichender, 
regelmäßiger Staatseinnahmen. Bei dem Bestreben aber, seine Einkünfte 
Widerstand zu erhöhen, neue Steuern zu schaffen, traf er auf den Widerstand der 
bestänbe.b5 Landstände. Am hartnäckigsten verhielten sich die Stünde des Herzog¬ 
tums Preußen, die sich sogar nach der Wiederaufrichtung der polnischen 
Lehnshoheit sehnten uud teilweise in hochverräterische Verbindungen mit 
den Polen traten. In diesen Kämpfen handelte es sich darum, ob sich 
eine starke Staatsgewalt ausbilden sollte oder nicht; es handelte sich 
zugleich darum, ob die einzelnen, vom Kurfürsten beherrschten Landesteile, 
welche die verschiedensten Einrichtungen, ihre besonderen Regierungs¬ 
behörden und Stände hatten, zu einem einheitlichen Staatswesen 
zusammenschmelzen, oder ob die staatliche Zersplitterung fortdauern sollte. 
Begründung In denselben Zeiten, in denen Ludwig XIV". den Absolutismus in 
Fürsten^" Frankreich vollendete und hier einen einheitlichen, nationalen Staat schuf, 
6eMU' hat der Große Kurfürst die Stände seiner Lande in milderer oder in 
gewaltsamerer Weise zur Unterwerfung gezwungen und so ebenfalls eine 
unbeschränkte Für st enge walt begründet. Die schärfsten Mittel
	        
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