Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 3)

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Die Zeit der zunehmenden Auflösung der Reichs 1273 —1519. 
nach Westen; griechische Gelehrte wanderten nach dem Abendlande aus 
und verbreiteten die Kenntnis der griechischen Sprache, die dort allmählich 
verloren gegangen war; man verhandelte sogar über eine Einigung der 
v°?K°nsE-griechischen und der römischen Kirche. 1453 endlich fiel auch Konstan- 
1453 tino^et in die Hand der Türken; das oströmische Kaisertum, welches 
das weströmische um fast 1000 Jahre überlebt hatte, hörte auf zu 
existieren. 
Die Osmanen blieben auch ferner ein eroberndes Volk. Den Kern 
ihrer Truppen bildeten die Ja nitscharen. Diese bestanden ursprünglich 
aus gefangenen oder unterworfenen jungen Christen, die gezwungen 
wurden zum Islam überzutreten und dann dessen eifrige Vorkämpfer 
wurden; in ihnen besaß der Sultan ein stehendes Heer, während da¬ 
mals noch fast alle anderen Staaten Europas mit Söldnern auskamen, 
die auf bestimmte Zeit angeworben wurden. 
Burgund. § 90. Karl der Kühne von Burgund. Während die Türken an den 
Grenzen Ungarns erschienen, entstand an der deutschen Westgrenze ein 
Staat, der ebenfalls für Deutschland gefährlich zu werden drohte. Die 
Herzöge aus dem Hause Burgund, einer Seitenlinie des in Frankreich 
herrschenden Hauses Valois, hatten es verstanden, durch Erbschaft. Kauf 
oder Vertrag zu ihrem Stammlande an der Saone die Gebiete zu 
gewinnen, welche etwa die heutigen Niederlande, Belgien und das 
nördlichste Frankreich ausmachen, Gebiete, reich an Bevölkerung und 
Karl der Wohlstand, mit einem blühenden Ackerbau, Gewerbe und Wandel. Karl 
der Kühne, der damalige Herzog von Burgund, war einer der glänzend¬ 
sten und ehrgeizigsten Fürsten Europas. 
Da fand Karl ein unerwartetes Ende. Er hatte sich in einen Kampf 
mit den Schweizer Eidgenossen eingelassen. Aber diese schlugen sein 
Ritterheer in zwei blutigen Schlachten, rückten dann in das von Karl 
besetzte Lothringen ein und brachten ihm 1477 in der Winterschlacht von 
Nancy eine dritte Niederlage bei. Karl selbst fiel; er hinterließ nur 
eine Tochter Maria. Gegen sie erhoben sich Karls des Kühnen Gegner, 
vor allem Ludwig XI., der verschlagene und treulose König von Frank- 
Maximttianreich. Da reichte diese dem Kaisersohn Maximilian ihre Hand; ihm 
Burgund gelang es, im Kampfe mit Frankreich zwar nicht Burgund, aber doch 
die Niederlande zu behaupten. Mit jener Heirat begann eine Periode 
des Emporsteigend für das Haus Habsburg, das durch eine Reihe 
weiterer glücklicher Familienverbindungen sich zu der Stellung einer 
europäischen Großmacht emporschwang.
	        
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