Full text: [Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband]] (Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband])

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allerlei Fische aus dem See von Liberias, Schmucksachen und Zimmer¬ 
verzierungen allerart sind da zu haben. Hier ruft einer seinen Trauben¬ 
sirup aus; dort empfiehlt ein anderer seine ägyptischen Linsen; ein dritter 
hat Kümmel feil und dreht die Pfeffermühle. Wo die Plätze vor den 
Häusern frei sind, haben die Handwerker, deren Arbeit dies zuläßt, ihre 
Werkstatt auf die Straße verlegt und arbeiten so fleißig, daß sie sich, 
selbst wenn ein Schriftgelehrter vorübergeht, nicht durch Aufstehen unter¬ 
brechen. Hier schlägt ein Schuster das Oberleder auf die Sandalensohle; 
dort versieht ein Schneider einen stattlichen Gebetsmantel mit schönen 
Fransen; dort hämmert ein Waffenschmied an dem Handgriff eines Degens 
aus syrischem Eisen. In den weniger besuchten und schattigeren Seiten¬ 
gassen wie der Schlächter- und Wollkämmergasse ist das auf die Straße 
verlegte Handwerk noch mannigfaltiger vertreten; selbst Flachs wird dort 
auf der Straße gebrochen. Der Markt wird immer belebter. Von allen 
Torseiten strömen Käufer, Verkäufer und Neugierige herbei. In den Ecken 
unten am Markttor und oben, wo die Straßen vom Nordtor und Weiber¬ 
turmtor her einmünden, stehen die Lohnarbeiter. Einer wird gedungen, 
Flachs aus der Beize zu holen; der Herr sagt ihm aber: „Brot und 
Erbsen, weiter gibt's nichts bei mir zu essen!" Dort am Markttor, also 
recht in der Mitte des Stadtbezirks, hält auch die verschmitzte Gesellschaft 
der Eseltreiber, deren einem das Glück wird, zum Fortschaffen eines Bett¬ 
gestells und anderen Hausrats nebst den unerläßlichen Flöten für eine 
bevorstehende Hochzeit nach Bethanien erkoren zu werden. 
Gehen wir durch das Markttor hindurch quer durch die Unterstadt, 
so gelangen wir nach dem oberen Markte zwischen der alten Burg der 
makkabäischen Könige und dem selbst den Tempel an Pracht überstrahlen¬ 
den Palaste des Herodes. Auch hier ist ein buntes Treiben, aber nicht zu 
vergleichen mit dem lustigen Volksgetümmel auf dem großen unteren 
Markte. Es geht stiller und vornehmer zu. Die Erzeugnisse der Kunst¬ 
bildnerei, der Kunstgärtnerei usw. herrschen hier vor. Dort hat ein Gold¬ 
schmied einen aus getriebener Arbeit gefertigten Weinstock, und daneben 
ein Töpfer seine Wirtschafts- und Schmnckgeräte aus weißer und schwarzer 
Erde ausgestellt; hier werden die köstlichsten Feigen Jerusalems, die aus 
dem mit abgeflossenem Opferblut gedüngten Rosengarten stammen, feil¬ 
geboten. Der ganz in Weiß gekleidete Alte dort, welcher Schuhe an den 
Füßen hat, die auch ein Armer, wenn er sie auf der Straße fände, nicht 
aufheben würde, ist ein Essäer. Er sieht sich spähend um, ob er nicht 
jemand entdecke, der ihm den Weg zum Hause seines Ordensobern zeigen 
könne. Die Hitze des Tages macht sich nun schon recht fühlbar, und die 
große Zisterne in der Mitte des Marktes ist von alt und jung belagert. 
Zuweilen weicht die Menge scheu auseinander, um einem königlichen 
Reitknechte Platz zu machen. Kauflustige treten zurück, um einem heran¬ 
kommenden Beamten des Herodes die Vorhand zu lassen.
	        
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