88 Die Sachsenkaiser.
Nach einer späteren Sage trafen ihn die Gesandten, die ihm die Nachricht
von seiner Wahl überbrachten, am Vogelherd sitzend, weshalb er seit dem 12 Jahr¬
hundert auch „der Finkler" genannt wurde.
Die Bayern und Schwaben, die sich von der Wahl ferngehalten
hatten, brachte Heinrich durch sein ebenso maßvolles wie energisches Auf¬
treten zur Anerkennung. Arnulf von Bayern, der sich in einer per¬
sönlichen Zusammenkunft vor Regensburg (921) mit dem König verstän¬
digte, behielt seine volle Selbständigkeit; er verfügte über die bayerischen
Bischofsstühle und durste Münzen mit seinem Bildnis schlagen. Lothringen
925 vereinigte er aufs neue mit Deutschland 925. Indern er so die Auslösung
der ostfränkischen Teilmonarchie verhinderte und die herzöge zur Unter¬
ordnung unter die auf das sächsische Fürstenhaus übergegangene königliche
Gewalt brachte, kann er als der Gründer des Deutschen Reiches
angesehen werden, das fortan von den Stämmen der Bayern, Schwaben,
Franken, Sachsen und Lothringer gebildet wurde.
Im übrigen war Heinrich I. vor allem auf das Wohl seines engeren
Heimatlandes bedacht. Namentlich mußte dieses gegen die Ungarn
geschützt werden. Um dafür Zeit zu gewinnen erkaufte Heinrich von ihnen
einen 9jährigen Waffenstillstand (924). was man im Kampfe mit jenem
räuberischen Reitervolk bedurfte, waren feste Plätze zur Verteidigung
und eine starke Reiterei zum Angriff und zur Verfolgung. An beiden
war damals im Sachsenland noch Mangel. Deshalb ließ Heinrich teils neue
Befestigungen anlegen (z. B. Quedlinburg), teils schon vorhandene Orte,
Bischofssitze und Klöster mit Mauern schirmen, z. B. Merseburg, Goslar.
Diese umwallten Orte waren als Zufluchtsplätze für die nach sächsischer Sitte
einzeln wohnende Bevölkerung des offenen Landes gedacht, für die dort Vor¬
räte aufbewahrt wurden. Sie erhielten eine wechselnde Besatzung, auch mußten
dort Gerichtstage und Märkte abgehalten werden, viele von diesen befestigten
Plätzen sind später verschwunden, aus anderen erwuchsen Städte. Doch ein
Städtegründer im eigentlichen Sinne des Wortes ist Heinrich nie geworden.
Ferner bildete er seine Sachsen im Reiterdienst aus und übte sie durch
Kriege gegen die Slaven oder wenden,- 928 eroberte er die Hauptstadt
der heveller, Brandenburg, 929 wurde Böhmen zur Unterwerfung
gebracht. Als die Abgesandten der Ungarn nach 9 Zahren abermals den
Tribut holen wollten, wurden sie mit hohn abgewiesen, und als darauf ihre
Raubscharen in Sachsen einfielen, wurden diese an der Unstrut in die Flucht
933 geschlagen 933.
3m nächsten Jahre wurde durch einen Zug gegen die Dänen die
Dänische oder Schleswigische Mark erneuert oder erweitert. Zuletzt
soll sich Heinrich auch mit dem Plan getragen haben nach Italien zu ziehen.