dann kehrten wir heim, allein und zerstreut,
wir Frauen und Töchter der Schiffersleut'.
2. Seitdem ist's uun im zweiteu Jahr,
daß dich die Wogen treiben;
du irrst durch ferne Todesgefahr,
und ich muß Witwe bleiben.
Ich schaukle zu Haus in der Wiege dein Kind,
und dich, dich schaukelt der wilde Wiud!
3. Oft fallen mir alle die Namen bei
von Männern, die untergegangen,
von denen wir oft am Abend zu zwei
die traurigen Lieder saugen.
Vergessene Menschen in fremder Tracht
besuchen mich oft im Traume der Nacht.
4. Sie schütteln ihr laug durchnäßtes Haar
mit) grüßen wie fremde Boten,
sie reichen einen Ring mir dar
uud Grüße von dem Toten,
von dir, von dir! — Ich erwach' und wein' —
und schlafe die Nacht nicht wieder ein.
5. Es lechzt vielleicht dein heißer Mund,
und ich kann dich nicht laben;
du liegst vielleicht im Meeresgrund
farglos und unbegrabeu..
Ach, daß ich selbst den Trost verlier',
im Frieden einst zu ruhn bei dir!
97. Das letzte Stünälem. Von Nart von Serok.
Palmblätter. Taschenausgabe. 76. Auflage. Stuttgart 1889. 8. 200.
1. In einer seltnen Kirche war ich heut,
da sah ich bebend Gottes Herrlichkeit.
2. Von einer Andachtsstunde kam ich her,
mein Leben lang vergess' ich sie nicht mehr.
3. Die Kirche war kein hoher Säuleudom,
durchwogt vom farbenreichen Menscheustrom.
4. Zur Andacht rief kein voller Glockeuklaug,
nicht Orgeltou erscholl, noch Chorgesang.
5. Die Kirche war ein schmucklos Kämmerlein,
durch 'trübe Scheiben fiel der Abendschein.