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bte Karolinger 875 zu herrschen auf und in Frankreich, wo die Herzoge und
Grafen immer mächtiger wurden, und der Normannenherzog Rollo die Normandie
als Lehen sich erzwang, bestieg Hugo Kapet, Graf von Paris, 987 den Thron
und verschaffte so dem Hause der Kapetinger die französische Krone. Burgund,
dessen einer Theil sich 879 zu einem niederbnrgundischen Königreich Arelat gestaltete,
während der andere 887 als Königreich Hochburgund auftritt, ward am Ende des
9. Jahrh, ein selbständiges Königreich; in Lothringen theilten sich Frankreich
und Deukfchland.
§. 52. Angelsachsen und Normannen. In den Zeiten der Völker¬
wanderung wurden die römisch gebildeten und zum Christentum bekehrten Britten
von den in Schottland wohnenden Kaledoniern verdrängt und wanderten theils nach
Gallien aus, theils riefen sie die Sachsen und Angeln zuhilse, welche unter Hen¬
gist und Hörsa (449) hinüberschifften und allmählich das ganze Land in Besitz
nahmen. Sie gründeten hier 7 Königreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, Ost¬
angeln, Northnmberland, Mercia), verdrängten die Ureinwohner und zerstörten die
blühende Kultur nebst dem Christentum. Dieser Zeit gehören die Sagen vom
brittischen König Arthur und die Gedichte Ossi an's an, die in weicher Schwermut
die tapfern Thaten der Krieger besingen. Das Christentum wurde indess im 7. Jahr¬
hundert durch den Benediktiner Augustinus wieder eingeführt und selbst wissen¬
schaftliches Leben verbreitet (Beda; Alaun). Egbert von Wessex, der sich König
von England nannte, vereinigte (827) die 7 Königreiche zu einem Ganzen. Um
dieselbe Zeit beginnen die Normannen, germanische Völker, die Dänemark, Nor¬
wegen und Schweden bewohnten und durch Tapferkeit (Berserkerwuth), Seetüchtigkeit
und unstäten Wanderungstrieb hervorragten, in Europa aufzutreten. Ihre Mytho¬
logie ist der deutschen verwandt; die Herrschaft aristokratischer Geschlechter wich seit
dem 9. Jahrh, der Monarchie; die Dichtkunst wurde von ihnen mit Liebe gepflegt,
namentlich in dem einsamen Island (Eddalieder). Am wichtigsten wurden die
Normannen durch ihre Eroberungen in England, Frankreich, Italien und Russland,
wo sie sich mit den einheimischen Völkern verschmolzen und ein kriegerisches, gewalt-
thätiges Element in sie hineinbrachten. Schon Egbert war von ihnen beunruhigt
worden; Alsred d. Gr. (871 - 901) besiegte sie und gab nun seinem Lande
Freiheit und Ordnung. Die Verfassung und das Rechtswesen beruhte auf Selb-
stäudigkeit der kleineren Kreise, ohne Vernichtung des monarchischen Ansehns; ma¬
terielle und geistige Wohlfahrt wurde nach allen Seiten hin gefördert. Nach Alfred's
Tobe hatten die Dänen lange Zeit in England das Übergewicht. Die angelsächsische
Bevölkerung nahm unter Ethelreds II. (1002) Regierung an den übermütigen
Dänen schwere Rache. Da ergriff der Dänenkönig Swen gegen den verwilderten
englischen Adel die Waffen, zwang Ethelred zur Flucht nach Frankreich und brachte
England an sein Reich. So wurden England, Dänemark und Norwegen unter
Kanut vern Groszen (1016 —1035) vereinigt. Er führte das Christentum
in Dänemark ein (hier hatte schon 827 der fromme Ansgar, Apostel des Nordens,
für die christliche Religion gewirkt) und erhob sein Reich zu Macht und Ansehn.
Kanut's ungerechte. Söhne ließen England wieder an die angelsächsische Königsfamilie
zurückfallen. Eduard III. der Bekenner (1041 — 1066) hob die Macht des
Landes. Wie oben (§. 51) erzählt, hatten die Normannen sich auch in Frankreich
niedergelassen. Eduard vermachte sein Reich an Wilhelm von der Normandie,