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des Königs von Frankreich, die Normannenfürsten Boemund, Tancred und
Robert von der Normandie, Raimund von Toulouse und Ademar
von Puy, der päpstliche Legat. In Konstantinopel mussten die Kreuzfahrer dem
byzantinischen Kaiser Alexius geloben, alle vor der Türkenherrschast dem oströmischen
Reiche zugehörigen Städte an ihn zurückzugeben. In Asien angelangt, belagerten
und eroberten sie Nicäa, siegten bei Doryläum über die Seldschuken, eroberten
dann, als das Heer sich schon sehr zersplittert hatte, Antiochia am Orontes nach
9monatlicher Belagerung (1098); in der eroberten Stadt eingeschlossen, wurden sie
durch die heilige La uze (Petrus Barthelemy) gerettet und erreichten im Jahre
1099 Jerusalem. Ihr Glaubensmut siegte auch hier; Grausamkeit und Frömmig¬
keit wechselten seltsam mit einander ab. Der Sieg Gottfrieds über den ägyptischen
Sultan bei Askalon befestigte die neugegründete Macht; als er im Jahre 1100
starb, nahm sein Bruder Balduin den Titel eines Königs von Jerusalem
an. Das Königreich Jerusalem erreichte unter ihm und seinem Nachfolger Balduin II.
(1118—1131) seine weiteste Ausdehnung. Die italienischen Freistaaten Venedig,
Genua und Pisa unterstützten es kräftig durch ihre Seemacht. Die Verfassung
des Staates wurde dem abendländischen Feudalwesen streng nachgebildet. Haupt¬
stützen des neuen Reiches waren die Ritterorden, in denen das Mönchs- und
Rittertum (§§. 59 u. 62) einen Bund mit einander schlossen (vier Gelübde: Keusch¬
heit, Armut, Gehorsam, Kampf gegen die Ungläubigen), namentlich der zunächst
für italienische Pilger sorgende Johanniter -Orven (1130), der nach dem
Verlust des heiligen Landes die Insel Rhodus erhielt, und, als diese den Türken
unterlag (1522), in Malta (Malteser) sich niederließ. Seit der Eroberung
Malta's durch England (1800) hat er alle Bedeutung verloren. In französischem
Interesse wurde der Orden der Tempelherrn (1119) gegründet, der im 14. Jahr¬
hundert einen schrecklichen Untergang fand (§. 65). Der Orden der Deutschherrn
(1190 von Bremer Kaufleuten durch Waldpot von Bassenheim gestiftet) wurde
später für dm Nordosten Deutschlands wichtig (§. 75). — Gleichzeitig entstand
unter den Muhamedanern die fanatische und zu den kühnsten Frevelthaten fähige
Sekte der Ass assinen, die unter ihrem Oberhaupte „der Alte vom Berge" in
dem ehemaligen Partien und in den Gebirgen Syriens ihren Sitz hatte. (Abend¬
ländische Sprachen bezeichnen mit ihrem Namen den Meuchelmord.)
§. 57. Der erste Hohenstanse und der zweite Krenzzng. Nach
dem Tode Lothar's von Sachsen wählten die deutschen Fürsten Konrad III. von
Hohenstaufen (1138 — 1152), mit dem das glänzendste Geschlecht der deutsch¬
römischen Kaiser auf den Thron kam. Konrad musste sich zunächst gegen Heinrich
den Stolzen (§. 54) behaupten, der sich im Besitz der Reichskleinodien befand und
als Herzog von Baiern und Sachsen sehr mächtig war. Heinrich wurde besiegt
(Belagerung von Weinsberg, Weibertreue), aber damit zugleich der Grund zu den
verhängnisvollen Parteikämpfen zwischen den Welsen (Guelsen) und Waib¬
lingern (G hi bell inen) gelegt. (Die Bedeutung dieser Namen wurde später
in Italien eine ganz andere, indem die Anhänger der unbedingten Hierarchie Guelfen,
die Anhänger des Kaisertums Ghibellinen genannt wurden). Im Jahre 1142 erhielt
Heinrich der Löwe, der Sohn Heinrichs des Stolzen, das ihm genommene
Sachsen wieder zurück; gleichzeitig bekam Albrecht der Bär, der Stammvater
des askairischen Hauses, die Mark Brandenburg. Bald daraus verbreitete sich