Full text: Der allgemeine Geschichtsunterricht (Unterrichtsstufe 3)

von Ungarn (1370 — 1382), Jagello (1386 — 1434), Gemahl der Tochter 
Lndwig's d. Gr., Herzog von Litthauen, welches er mit Polen vereinigte, Kasimir IV. 
(1447—1492) gaben dem Adel immer ausgedehntere Vorrechte. Die Deutsch¬ 
herrn, die schon seit der Schlacht bei Tannenberg (1410) sich unter polnischen 
Schutz gestellt hatten, wurden durch den Frieden zu Thorn (1466) zu der voll¬ 
ständigen Abtretung von Westpreußen genöthigt; Ostpreußen verblieb ihnen als 
Lehen. So gelangte Polen zu einer sehr bedeutenden Macht, die aber durch die 
innere Schwäche des Reichs (die.polnischen Reichstage, Landboten) sehr gemindert 
wurde. — In Russland vertrieb Iwan III. Wasiljewitsch (1500) die 
Mongolen; Nowgorod, ein durch Handel mächtiger Freistaat, wurde unterworfen 
und der Bürgerstand seiner Rechte beraubt; übrigens aber gab Iwan zweckmäßige 
Gesetze, schwächte die Großen und führte die Unteilbarkeit des Reiches ein. (Bau 
des Kreml, der Residenzcitadelle.) Seit dem Untergange des oströmischen Reiches 
ward die russische Kirche selbständig. Iwan IV. der Schreckliche (1533—1588) 
nahm den Titel „Zaar" an. eroberte Kasan, Astrakan und einen Theil Sibiriens 
und legte den Grund zu einer stehenden Kriegsmacht. (Errichtung des Corps 
der Strelitzen.) Am Ende des 16. Jahrhunderts (1598) starb der Rurik'sche 
Mannsstamm aus. So sehr sich auch die russischen Fürsten um die Kultur ihres 
Volkes bemühten, so blieb doch lange Zeit tiefe Barbarei in Russland. Andere 
slavische Völker längs der Donau, vom adriatischen bis zum schwarzen Meere, 
versuchten, eigene Königreiche, Servien, Bosnien, Slavonien, Kroatien, Dalmatien, 
zu gründen, erkannten dabei aber die Oberherrschaft Konstantinopel's oder Ungarn's 
an. Die Moldau und Walachei, deren Bewohner römische, mit Slaven vermischte 
Kolonisten waren, standen in demselben Verhältnis zu Konstantinopel, Ungarn 
oder Polen. 
B. Die neue Zeit. 
Einleitung. 
§• 76. Erfindungen und Entdeckungen. Dem innern Umschwmg, 
der am Anfange des 16. Jahrhunderts in Kirche, Staat, Kunst, Wissenschaft lind 
Leben zur lange vorbereiteten Entscheidung kam, entsprachen verschiedene Erweiterungen 
in den äußeren Lebensverhältnissen; die europäischen Völker nahmen innerlich und 
äußerlich eine andere Gestalt an, sodass eine Reformation im weitesten Snne 
des Wortes vorging. Es sind dies die Erfindungen des Kompasses (Flivio 
Gioja aus Amalsi im 14. Jahrh.), durch den weite Seereisen möglich wuLen, 
des Schießpulvers (Berthold Schwarz aus Freiburg 1354), wodurch die per¬ 
sönliche Kriegstüchtigkeit und somit der Ritterstand (dafür stehende Heere.' in 
den Hintergrund trat, und der Buchdruckerkunst (Johann Guttenberg aus 
Mainz, 1440; Faust, Peter Schösser; die erste lateinische Bibel 1456), ohnf die 
die Reformation der Kirche kaum möglich gewesen wäre. (Außer diesen wichtigen 
Erfindungen verdienen die Erfindung der Schlaguhren ums Jahr 1300, der TaHen-
	        
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