einander gehen. In der Nähe der Hauptstadt sahen die Macedonier die
ersten Büßer unter der sengenden Gluth der Mittagssonne und im kühlen
I Thau der Nächte regungslos in tiefster Versenkung sitzen, ein wunder¬
samer Anblick für die thatkräftigen kühnen Soldaten von Alexanders
Heere.
Nachdem eine Statthalterschaft zwischen dem Indus und Hydaspes-
i ström errichtet worden war, ging der Zug weiter nach Osten, auch diesen
f letzteren Fluß überschreitend, an dessen östlichem Ufer König Porus den
[ anrückenden Feind mit einem großen Heere erwartete. Der Uebergang
I über den hochgeschwollenen Hydaspesstrom und die Schlacht daselbst ge¬
hörten zu den größten Waffenthaten, nicht nur dieses Krieges, sondern
E. des Alterthums überhaupt.
An 20,000 Inder waren gefallen, unter ihnen die Söhne des Po¬
rus und alle Anführer der Reiterei und des Fußvolkes, alle Elephan-
I ten- und Wegenführer, als König Porus, nach langem Kämpfen ver¬
wundet, sich endlich zur Flucht wandte. Alexander, voll Bewunderung
i für den tapfern Fürsten, den er bis zum letzten Augenblicke im Getüm-
( mel der Schlacht gesehen hatte, eilt ihm nach, um sein Leben auf der
! Flucht zu retten; da stürzt sein treues Schlachtroß Bucephalos unter
• ihm zusammen und Alexander schickt den Taxilas, um den fliehenden
l König zu erreichen, der seinem alten Feind die Lanze entgegenwirft.
I Endlich gelang es einem ehemaligen Gefährten des Porus, der jetzt dem
I Heere Alexanders folgte, den verwundeten Fürsten zu beruhigen. Als
I- der gefangene König, nachdem er geruht und getrunken, sich vor Alexan¬
der führen ließ, fragte ihn dieser, wie er behandelt sein wollte. „König-
I lich," war die Antwort, „und damit ist Alles gesagt/' Alexander gab
i seinem überwundenen Gegner das eroberte Reich unter macedonischer
I Oberhoheit zurück und legte ihm nur die Pflicht des Heerbannes auf.
In dieser Gegend und zu dieser Zeit vernahm Alexander die erste
I Kunde von einem wunderbaren Stromlande, welches zwölf Tagereisen
; hinter der Wüste in Osten sich ausbreiten sollte, das Thal des Ganges.
| Mühe und Anstrengung, Gefahr und Verlust waren vergessen, als die
$ Lust in ihm erwachte, auch dieses entlegenste aller Wunderländer mit
; eigenen Augen zu schauen und das Siegel seiner Macht ihm aufzu-
i drücken. Diesmal aber zeigten die Truppen sich anderer Meinung. Sie
- waren der langen Mühsal satt; die Sehnsucht nach Weib und Kind,
nach Eltern und Verwandten, nach einem ruhigen Leben in der Heimath,
; ergriff sie urplötzlich mit aller Macht in dem fremden Lande. Sie traten
■ im Lager zusammen und schwuren sich gegenseitig zu, nicht weiter ziehen
zu wollen. Alexander zürnte in schmerzvollem Groll; er schloß sich drei
* Tage lang in tiefster Einsamkeit in sein Zelt ein. Als er wieder unter
die ©einigen trat, verkündete er dem Heere, daß der Rückzug beschlossen
sei. Wohl mochte es seinem, bis jetzt allmächtigen Willen viel kosten,
diesen Lieblingswunsch seiner Seele aufzugeben. Auch Alexander mußte