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Unter den Getreuen, welche lieber das Vaterland und ihr Leben als 
ihren Glauben lassen wollten, befand sich ein Priester, Mattathias mit 
Namen, der sich mit seinen fünf Söhnen in eine kleine Stadt, westlich 
von Jerusalem, zurückzog. Hier weigerte er sich standhaft dem heidnischen 
Gottesdienst beizuwohnen. Er stürzte den Altar und tödtete den Priester, 
der herankam, das Opfer zu beschicken. Sein dritter Sohn, Judas 
Maccabäus, der Hammer genannt, stellte sich an die Spitze einer be¬ 
geisterten Schaar, deren Glaubensmuth und Todesverachtung ihre geringe 
Anzahl ersetzte. Ein großer Sieg über die Syrer (166), bei welchem 
der feindliche Feldherr selbst fiel, stärkte die Zuversicht des kleinen tapferen 
Heeres. Ein zweiter folgte bald darauf, und nachdem zum dritten Male 
ein 60,000 Mann starkes syrisches Heer von der sechsmal schwächeren 
Macht der Juden in die Flucht geschlagen war, konnte Judas Macca¬ 
bäus im Triumph in Jerusalem einziehen und den alten Jehovahdienst 
wieder herstellen. 
Der Kamps war jedoch noch nicht zu Ende. In einem kleinen Gefecht 
fiel der jüdische Held, nachdem er an der Stätte der ersten Schlacht einen 
abermaligen bedeutenden Sieg errungen hatte. An seine Stelle traten 
seine Brüder Jonathan und Simon und es folgte eine Zeit der Ruhe, 
in welcher Judäa einen Theil seiner früheren Macht und Ausdehnung 
wieder Erlangte. Doch war diese Blüthe nur ein schnell vorüberfliegender 
Glanz ohne inneren Bestand. Im wilden Familienkampfe um die Gewalt 
der Herrschaft entartete das Geschlecht der Maccabäer in seinen späteren 
Gliedern. Mit seinem Fall erlosch der letzte Stern des jüdischen Reiches, 
welches unter dem römischen Statthalter Syriens, dem ersten Herodes, 
mit raschen Schritten dem völligen Untergang entgegenging. 
Während der Regierung Herodes II. ward das jüdische Land, auf 
seine eigene Bitte, als römische Provinz dem großen Weltreiche ein¬ 
verleibt. Es hatte sein Geschick erfüllt. Das Volk Gottes kam unter 
Roms Herrschaft, doch bewahrte es seinen Glauben und sein Gesetz in 
der Hoffnung auf die Zusage des Herrn, die feine Propheten einst ver¬ 
kündigt hatten, in der Erwartung des Reiches Gottes und der Ver¬ 
herrlichung feiner Macht auf Erden. 
12. Volksthum und Schriften der Israeliten. 
Das israelitische Volk ist ein in seiner Geschichte einziges. Kein 
anderes ist so weit umher gewandert, hat sich so weit verbreitet; keines 
hat seine Eigenthümlichkeit bis auf die äußeren Züge so streng bewahrt. 
Die unzerstörbare, hartnäckige Lebens- und Thatkraft, die Ausdauer, das 
Festhalten am Gewohnten, die einseitige Tüchtigkeit und das starke
	        
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