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in Mecca fand. Denn hier traten alsbald die Vornehmsten wider ihn 
auf, ihn bald als einen Thoren, bald als einen Betrüger beschimpfend. 
So lange der fromme Abu Taleb lebte, war er gegen offene Ge¬ 
walt geschützt, als aber dieser und bald darauf Chadidfcha starb, faßten 
die Feinde neuen Muth. Es ward ihm die Erbschaft feines Weibes 
entrissen und die Anwartschaft, Abu Taleb's Nachfolger und Aufseher 
der heiligen Kaaba zu werden. Mit einem feierlichen Schwur vereinig¬ 
ten sich feine Gegner, das Volk gegen ihn aufzuwiegeln und ihn im 
Aufruhr gemeinschaftlich zu ermorden, damit die Rache der Gläubigen 
unmöglich werde, wenn die Blutschuld unter viele vertheilt fei. Schon 
war das Haus von der Rotte des tobenden Volkes umlagert, Muhamed 
rettete sich durch die Flucht. Man jagte ihm nach; doch entging er der 
Verfolgung, indem er sich in einer Höhle verbarg, an deren Eingang, 
wie die heilige Sage erzählt, eine Spinne ihr Netz spannte und eine 
Taube ihr Nest baute, um die Verfolger zu täuschen. Das Jahr feiner 
Flucht war 622 und heißt Hedschra oder Hejira; von ihm an 
datirten die Anhänger Muhamed's ihre Zeitrechnung. 
Auf dem Wege nach Jatreb, zwei Meilen von der Stadt, gründete 
Muhamed das erste Bethaus, arabisch Mesdfchid genannt, woraus das 
Wort Moschee entstanden ist. In Jatreb selbst wurde er und mit ihm 
seine Gläubigen (Moslemin, woraus Muselman) mit Jubel empfangen. 
Noch war für feinen Glauben kein Tropfen Blutes geflossen, jetzt aber 
beschloß er mit dem Schwerte auszurichten, was des Wortes Kraft nicht 
vermochte. Eine blutige Fehde begann, in welcher Muhamed mit ge- 
waffneten Schaaren zunächst gen Mecca zog. An alle benachbarten 
Völker sandte er Botschaft, sie zur Annahme feines Glaubens einzuladen. 
Viele wurden gläubig, viele antworteten trotzig. Es kam zu neuen 
Kriegen, in denen, bei Sieg und Niederlage, Muth und Kraft der 
Moslemin wuchs. Auch an Kaiser Heraclius erging der Aufruf des 
Propheten; die Antwort war ausweichend, doch verbindlich, denn He¬ 
raclius wollte einen Mann nicht beleidigen, der die Perser, die Erb¬ 
feinde des römischen Reiches, in Schrecken fetzte. Endlich, acht Jahre 
nach feiner Flucht, nahm Muhamed Mecca fast ohne Schwertstreich ein. 
Es war ihm nicht, wie unserem Herrn und Heiland um das himmlische 
Reich zu thun. Auf Erden wollte er feine Herrschaft gründen und die 
Schärfe des Schwertes sollte die Wahrheit feiner Lehre beweisen. In 
alle Theile der Halbinsel zogen feine Schaaren, um die Araber zum 
Glauben zu bekehren: wo er Widerstand fand, half die Gewalt. 
„Wir bekriegen alle Menschen, bis sie glauben/' sagt ein gleichzeitiger 
Schriftsteller; „nur wer an Gott und feinen Gesandten glaubt, 
rettet sein Gut und Blut; alle Ungläubigen befehden wir und der 
Sieg'wird immer bei uns fein." Er wurde Herr von Arabien 
als geistlicher und weltlicher Gebieter. In Jatreb war fein Lieblings¬ 
aufenthalt. Nach gefahrvollen Feldzügen kehrte er gerne dahin zurück,
	        
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