121
übersandten Reichstagsartikeln auch die Bestimmung fügen: „nie wieder
eine Religionöbeschwerde hören zu lassen" (1604).
Erbitterten Gemüthes gingen die Stände auseinander, und es wurde
in den einzelnen Gespanschaften (Grafschaften) berathschlagt, was in dieser
Noth zu thun sei, da jeder gesetzliche Weg zur Abhülfe gerechter Be¬
schwerden abgeschnitten war. Bald wurde man darüber einig, daß man
sich mit der Gewalt der Waffen Recht verschaffen müsse. Sogleich wurde
mit dem Fürsten von Siebenbürgen, Stephan Botschkai, der sich bereits
für den Protestantismus erhoben hatte, eine Uebereinkunft getroffen. Er
kam mit einem Heere nach Ungarn und vereinigte sich mit dem Auf¬
gebote der Mißvergnügten. Die Kaiserlichen wurden auf allen Punkten,
von der einen Seite durch die Rebellen, von der anderen durch die
Türken, aus dem Felde geschlagen. In Pesth erhielt Stephan Botschkai
von dem Großvezier die feierliche Belehnung mit dem ganzen Königreiche
Ungarn und eine goldene Krone. Botschkai nahm die Krone an, nicht
aber den Königstitel, so sehr ihm auch die ©einigen diese Würde auf¬
dringen wollten.
Indessen wurde der Krieg mit barbarischer Grausamkeit fortgeführt
und die Bedrückung der Protestanten an den Jesuiten mit blutiger
Strenge gerächt. Botschkai kam bis Presburg; er hatte bereits mit den
böhmischen und mährischen Protestanten Verträge geschlossen, als durch
Bermittelung des Erzherzogs Matthias und des Grafen Stephan
Jlleschhazy im Jahre 1606 der berühmte Wiener Friede geschlossen
wurde, kraft dessen Stephan Botschkai das Fürstenthum Siebenbürgen
nebst einigen Gespanschaften an der Theiß erblich behalten, die Erobe¬
rungen in Ungarn aber herausgeben sollte; die alte Verfassung sollte
wieder hergestellt und den Protestanten völlige Religionsfreiheit, doch
ohne Nachtheil der Katholiken'^, gestattet werden.
Gegen diesen Frieden protestirte die katholische Geistlichkeit, doch
wurde ihre Protestation nicht geachtet. Matthias nöthigte darauf,
wie bereits erwähnt, seinen Bruder Rudolf, Ungarn und die Erblande
abzutreten, und bestieg den Thron von Ungarn als der zweite König
seines Namens. Bei seiner Krönung (1608) bestätigte er die Be¬
dingungen des Wiener Friedens.
Mit Matthias II. erhob sich der Protestantismus in Ungarn aber¬
mals; da der König vorzüglich den Protestanten die Krone verdankte,
räumte er ihnen auch völlige Glaubensfreiheit ein. Das Palatinat, die
höchste Würde nach dem Könige, erhielten zwei Protestanten nach ein¬
ander, Stephan Jleschhazy und Georg Thurzo; — dies war vorher
noch nie geschehen und geschah auch nicht wieder. Matthias bewilligte
das Gesetz, daß die Jesuiten in Ungarn keine unbeweglichen Güter haben
*) Das war die Klausel, welche die Jesuiten anzubringen und in der Folge zu
ihrem Vortheile auszulegen wußten.
X