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übersandten Reichstagsartikeln auch die Bestimmung fügen: „nie wieder 
eine Religionöbeschwerde hören zu lassen" (1604). 
Erbitterten Gemüthes gingen die Stände auseinander, und es wurde 
in den einzelnen Gespanschaften (Grafschaften) berathschlagt, was in dieser 
Noth zu thun sei, da jeder gesetzliche Weg zur Abhülfe gerechter Be¬ 
schwerden abgeschnitten war. Bald wurde man darüber einig, daß man 
sich mit der Gewalt der Waffen Recht verschaffen müsse. Sogleich wurde 
mit dem Fürsten von Siebenbürgen, Stephan Botschkai, der sich bereits 
für den Protestantismus erhoben hatte, eine Uebereinkunft getroffen. Er 
kam mit einem Heere nach Ungarn und vereinigte sich mit dem Auf¬ 
gebote der Mißvergnügten. Die Kaiserlichen wurden auf allen Punkten, 
von der einen Seite durch die Rebellen, von der anderen durch die 
Türken, aus dem Felde geschlagen. In Pesth erhielt Stephan Botschkai 
von dem Großvezier die feierliche Belehnung mit dem ganzen Königreiche 
Ungarn und eine goldene Krone. Botschkai nahm die Krone an, nicht 
aber den Königstitel, so sehr ihm auch die ©einigen diese Würde auf¬ 
dringen wollten. 
Indessen wurde der Krieg mit barbarischer Grausamkeit fortgeführt 
und die Bedrückung der Protestanten an den Jesuiten mit blutiger 
Strenge gerächt. Botschkai kam bis Presburg; er hatte bereits mit den 
böhmischen und mährischen Protestanten Verträge geschlossen, als durch 
Bermittelung des Erzherzogs Matthias und des Grafen Stephan 
Jlleschhazy im Jahre 1606 der berühmte Wiener Friede geschlossen 
wurde, kraft dessen Stephan Botschkai das Fürstenthum Siebenbürgen 
nebst einigen Gespanschaften an der Theiß erblich behalten, die Erobe¬ 
rungen in Ungarn aber herausgeben sollte; die alte Verfassung sollte 
wieder hergestellt und den Protestanten völlige Religionsfreiheit, doch 
ohne Nachtheil der Katholiken'^, gestattet werden. 
Gegen diesen Frieden protestirte die katholische Geistlichkeit, doch 
wurde ihre Protestation nicht geachtet. Matthias nöthigte darauf, 
wie bereits erwähnt, seinen Bruder Rudolf, Ungarn und die Erblande 
abzutreten, und bestieg den Thron von Ungarn als der zweite König 
seines Namens. Bei seiner Krönung (1608) bestätigte er die Be¬ 
dingungen des Wiener Friedens. 
Mit Matthias II. erhob sich der Protestantismus in Ungarn aber¬ 
mals; da der König vorzüglich den Protestanten die Krone verdankte, 
räumte er ihnen auch völlige Glaubensfreiheit ein. Das Palatinat, die 
höchste Würde nach dem Könige, erhielten zwei Protestanten nach ein¬ 
ander, Stephan Jleschhazy und Georg Thurzo; — dies war vorher 
noch nie geschehen und geschah auch nicht wieder. Matthias bewilligte 
das Gesetz, daß die Jesuiten in Ungarn keine unbeweglichen Güter haben 
*) Das war die Klausel, welche die Jesuiten anzubringen und in der Folge zu 
ihrem Vortheile auszulegen wußten. 
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