Full text: [Theil 1, [Schülerband]] (Theil 1, [Schülerband])

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de wovon das eine in frühern Zeiten den Brockenbesuchern zum Obdach 
iente 
Wir besteigen die Warte und bewundern die unermeßliche Aussicht. Ueber 
alles in weitem Umkreise erhaben dastehend durch nichts im Sehen gehindert, 
beherrscht man eine ungeheure Fläche Land und bedeutende Mafsen von Ge— 
birgen, die gleich einer Landkarte zu unsern Füßen ausgebreitet liegen, ein groß⸗ 
artiges Rundgemälde bildend. Mehr als dreihundert Städte und Dörfer sind theils 
mit theils ohne Fernrohr zu erkennen. Wir nennen nur Wernigerode, Halber⸗ 
stadt, Quedlinburg, Magdeburg Burg, Zerbst, Bernburg, Kbthen, Ballenstãdt 
Clausthal, Zellerfeld, Hildesheun, Braunschweig Wolfenbüttel und Helmstedt 
Auch die Elbe, der Petersberg bei Halle, die Kyffhäuser⸗Burg, der Possenturm 
bei Sondershausen, der Ettersberg bei Weimar, der Dom und der Petersberg 
bei Erfurt, die Wachsenburg bei Arnstadt, der Seeberg bei Gotha, das Schloß 
in Gotha, der Inselsberg mit dem ganzen thüringer Walde, der Meißner in 
Kurhessen und der Herkules auf der Wilhelmshöhe bei Kassel sind sichtbar 
Das Volk, welches die Höhen des Harzes bewohnt, gleicht seiner Heimat. 
Es ist kräftig und rauh, kühn und thätig, unverdrossen und guimüthig, duldsam 
und mit geringem zufrieden, stolz auf seine Berge und nur in ihnen glücklich. 
Alles was im Oberharz lebt und waltet, gehört dem Bergbau an, sei es als 
eigentlicher Berg- und Hüttenmann, oder sei es als Köhler, Holzschläger und 
Fuhrknecht. Der Bergbau ist die Seele des Lebens der Mittelpunkt des Ge— 
triebes. Seit tausend Jahren ringt dieses Völkchen mit Lebensgefahr dem Erd— 
geiste seine edelsten Schaätze ab, um die Paläste reicher Mitbürger zu schmücken, 
andern Genuß und Reichthum zu verschaffen, während es selbst arm bleibt. 
Die blassen Wangen, die scharfen, starken, kalten Gesichtszüge, die straffen, fett⸗ 
losen aber kräftigen Muskelformen erzählen von den Mühseligkeiten seiner arbeits 
vollen und entbehrungsreichen Tage, aber im Auge des Harzers leuchtet das 
Gefühl der Freiheit. Freiwillig und mit Lust geht er an die grause Arbeit 
seiner Väter und sein Frohsinn spricht von gesundem Herzen und muntrer 
Gemuthsart. 
9. Thüringen und seine Bewohner. 
So ziemlich in der Milte von Deutschland, gleichweit von der Nordsee und 
den Alpen entfernt, liegt ein wahrhaft bezauberndes und daher vielfach von 
Wandrern besuchtes Stück Gebirgsland, bekannt unter dem Namen des thüringer 
Waldes. Auf der neunzehn Meilen langen, von Südosten nach Nordwesten laufenden 
Hauptkette führt ein fahrbarer Weg, der sogenannte Rennstieg oder Grenzweg 
hin, von dem aus man nach beiden Seiten in die Ebene, nach Franken und 
Thüringen, blicken kann. Zugleich bildet das Gebirge die Wasserscheide für 
drei Flüsse, für Elbe, Wefer und Rhein. Alle kleinen Gebirgswäffer und 
Flüßchen wenden sich entweder der Werra, der Saale oder dem Main zu. 
Längenthäler sind nicht vorhanden ale Büche laufen vom Hanptruͤgen zum 
Fluß. Die zahlreichen Uebergänge quer üͤber das 16 Quadtatmeilen umfassende 
Gebirge bieten keine Schwierigkeiten, und daher ist der thüringer Wald ein 
es und reichen Wechsel an Landschaften bietendes, zugleich fehr besuchtes 
ebirge. 
Zu den höchsten Erhebungen gehbren der fast neunhundert Meter hohe Beerberg 
bei Suhl, der ziemlich gleich hohe Schneekopf, und der am hbchsten gelegene 
bewohnte Ort Oberhof nicht weit von der Schmücke mit ng Höhe von
	        
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