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durch die Sommerregen geschwellte Inn, der keine Brücke tragen wollte,
das Vordringen des Feindes. Nach einer entsetzlichen Verheerung des
bairischen Landes zogen Schweden und Franzosen sich nach der Ober¬
pfalz zurück. Als -Wrangel sich zu einer neuen Unternehmung bereit
machte, traf die unerwartete Friedenspost aus Westphalen ein (Oktober
1648), welche den weiteren Kriegsunternehmungen ein Ziel setzte.
Schon seit dem Jahre 1642 wurden zu Osnabrück und Mün¬
ster Friedensverhandlungen geführt, deren Abschluß theils die hohen
Ansprüche Frankreichs, theils auch Streitigkeiten über unbedeutende
kleinliche Dinge verzögert hatten. Der westphälische Friede ist als
Grundlage der politischen Entwickelung für die Geschichte der letzten zwei
Jahrhunderte von so großer Wichtigkeit, daß einige Bemerkungen über
den Gang und die Bedingungen desselben hier wohl geeignet sein dürften.
Die Forderungen der in erster Linie sich stellenden Franzosen be¬
standen, außer der völligen Hoheit über die schon seit 1552 von Frank¬
reich besessenenBisthümer Metz, Toul und Verdun, in dem ganzen
Elsaß, dem Sundgau und Breisgau, der Festung Breisach,
den vier Waldstädten in Schwaben, und dem Besatzungsrecht in
Philippsburg. Die Schweden verlangten Schlesien und Pom¬
mern, die Stadt Wismar mit ihrem Gebiete und die Bisthümer
Bremen und Verden als weltliche Herzogthümer, um an der Oder,
Elbe und Weser stets Landungsplätze in Deutschland zu haben. Hierauf
trat auch Hessen mit einer ansehnlichen Forderung auf, welche die Stände
noch mehr als die Ansprüche der Franzosen und Schweden aufbrachte.
Was die Franzosen verlangten, war entweder Österreichisches
Eigenthum oder stand unter Oefterreichischer Hoheit und schien um so
wichtiger und kostbarer, da es zu der Vormauer des Reiches gegen die
gefährlichen Nachbarn gehörte. Lange zauderte der Kaiser und nur auf
Baierns heftiges Dringen, das thöricht genug die Erhöhung der Macht
Frankreichs für minder gefährlich hielt, als die der Protestanten und
Schweden, gab er mehr nach, als die Franzosen selbst geglaubt hatten.
Nur die Waldstädte, das Breisgau und, als eine geringe Entschädigung
des Erzherzogs Ferdinand Karl, bisherigen Herrn des Elsaß, die Summe
von drei Millionen Livres wurden ihnen abgedrungen. Auch wurde es
dem Könige von Frankreich zur Pflicht gemacht, die Reichsstädte (wozu
das wichtige Straßburg gehörte), sowie die übrigen unmittelbaren
Stände im Elsaß, in ihrer bisherigen Freiheit und ihrem Verhältnisse
zum deutschen Reiche zu lassen. Die französischen Gesandten triumphirten
und sprachen es aus, daß Frankreich noch niemals einen so glorreichen
Frieden geschlossen habe.
Die Schweden ließen von ihrer großen Forderung Schlesien fallen
und von Pommern bestanden sie zuletzt nur auf Vorpommern und
Stettin; für das übrige wollten sie sich durch eine Geldsumme abfinden
lassen. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg,