229 
der Zorn ihn der Gewalt über sich selbst beraubte; aber wenn dies ge¬ 
schah, war das erste Aufbrausen seiner Leidenschaft furchtbar, und es 
war nicht gerathen, sich ihm zu nahen. Seine Liebe war so heftig wie 
sein Zorn; wenn er liebte, liebte er mit der ganzen Kraft seines starken 
Gemüthes. Wenn der Tod ihn von dem trennte, was er liebte, fürch¬ 
teten die Wenigen, welche Zeugen seiner Kämpfe waren, für seinen Ver¬ 
stand und für sein Leben. Einem kleinen Kreise vertrauter Freunde, 
ÜUf deren Treue und Verschwiegenheit er sich unbedingt verlassen konnte, 
war er ein ganz anderer Mann, als der verschlossene, stoische Wilhelm, 
von dem die Menge annahm, daß er von menschlichen Gefühlen ver- 
la^en,luch in der Ehe war Wilhelm nicht weniger glücklich als in der 
Freundschaft, obschon seine Verbindung in den ersten Jahren nur wenig 
häusliches Glück zu versprechen schien. Doch von dem Tage an, an 
welchem Beide sich zum ersten Male recht verstanden, gewann die gro߬ 
herzige Zärtlichkeit seiner Gattin *) das Herz Wilhelm's vollständig, und 
bis zu dem traurigen Tage, als er ohnmächtig von ihrem Sterbebette ge¬ 
tragen wurde, waltete Freundschaft und Vertrauen unter ihnen im vollen 
Maße. Viele ihrer Briefe an ihn sind noch vorhanden und legen 
Zeugniß ab, daß dieser Mann, so unliebenswürdig er in den Augen der 
Menge erschien, es gleichwohl vermocht hatte, einem schönen und tugend¬ 
haften Weibe, welches von höherer Geburt war als er selbst, eine 
leidenschaftliche Zärtlichkeit einzuflößen, welche bis zur Abgötterei sich 
erhob?' 
4. Ende des Hauses Stuart; das Haus Hannover 
(1714), 
Karl II. war durch das traurige Schicksal seines Vaters und durch 
seine eigenen Leiden nicht klüger geworden. Seine offenkundige Vor¬ 
liebe für die katholische Kirche, sein Streben nach unumschränkter Königs¬ 
macht und seine leichtfertigen Sitten brachten ihn allmählich um die Liebe des 
Volkes. Sein Bruder Jakob, Herzog von York, der nächste Thronerbe 
(da Karl 11. kinderlos war), ging noch einen Schritt weiter, indem er 
öffentlich zur katholischen Kirche übertrat; seine Gemahlin dagegen, eme 
Tochter des Herzogs von Clarendon (früheren Advokat Hyde), und ferne 
beiden Töchter Maria und Anna blieben der reformirten Kirche treu. 
So standen die Dinge um das Jahr 1670, als König Karl II. dato 
Parlament auflöste, mit welchem er fast zehn Jahre regiert hatte, weil es 
*) Maria, Tochter des nachmaligen Königs Jakob II. von England.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.