ein schönes, fruchtbares Land umgewandelt, worin freundliche Städte 
und blühende Fluren von der Freudigkeit und dem Fleiße eines wackeren 
Volkes zeugen. Nur von den Grundsätzen wahrer englischer Freiheit 
beseelt, ertrugen sie dies Alles mit Freude, und jetzt, da sie empor¬ 
gekommen sind ohne Euer Zuthun und ohne Eure Milde, wollt Ihr sie 
besteuern?" 
Was in England die Stimme Einzelner war, ertönte als einstimmi¬ 
ger Ruf Aller in Amerika und der Widerstand offenbarte sich auf die 
mannigfaltigste Weise. In den Gerichtshöfen stand der Gang des 
Rechtes still, weil man keine Stempelpapiere brauchen wollte. Auf der 
andern Seite bildeten sich Gesellschaften für die britische Freiheit in 
Amerika. Die Stimmung ward immer feindlicher. 
In London zeigte sich Ministerium und Parlament schwankend und 
uneinig. Um diese Zeit begann Benjamin Franklin als amerika¬ 
scher Gesandter in London seine folgenreiche diplomatische Laufbahn. 
Vom armen Buchdruckergehülfen hatte er sich zum Gründer des Zeitungs¬ 
wesens in Amerika erhoben und wirkte in seinen Journalen durch mo¬ 
ralische und politisch-humoristische Aufsätze ganz unmittelbar auf den. 
Geist des Volkes. Als Physiker war er seit fünfzehn Jahren durch die 
Entdeckung des Blitzableiters bekannt, und als Staatsmann lenkte er mit. 
unnachahmlicher Ruhe, Klugheit und Entschlossenheit Amerika's Geschick 
an den Höfen von London und Paris. Alle seine Eigenschaften waren 
die eines durchaus und ganz praktischen Mannes. Niemand war ge¬ 
schickter als er, die Zeichen und Forderungen der Zeit zu erkennen und 
zu benützen. Von seinen Landsleuten dankbar verehrt, wurde er von 
den größten Staatsmännern Europa's bewundert und hochgeachtet, und 
seine Erscheinung vor dem englischen Parlamente 1766 wurde als der 
Triumph der Lehren eines klaren, erfahrenen und ruhigen Mannes 
über europäische Schulweisheit, über die Sophistik und Rechtswissenschaft 
der Universitäten des Mittelalters angesehen. Franklin arbeitete schon 
an der Unabhängigkeit seines Vaterlandes, als er noch anscheinend mit 
Versöhnungsversuchen in London beschäftigt war. 
Die öffentliche Aufregung wurde zu dieser Zeit (1769—1772) durch 
eine Reihe anonymer Briefe, welche in einem Londoner Journal unter 
dem Namen „Junius" erschienen, aufs Höchste gesteigert. Man hat 
den Verfasser dieser Briefe nie mit Bestimmtheit erfahren, aber ihre Wirkung 
war unerhört, sowohl durch die genaue Kenntniß der Regierungs- und 
Hofverhältnisse, die sie mit der schonungslosesten Keckheit angriffen, als 
durch die Gewalt der Darstellung vom glühendsten Ernst bis zum bitter¬ 
sten Spott in einer bisher nicht erreichten Vollendung der Sprache. 
So trat Alles auf einem Punkte zusammen. England bebte in 
seinen Grundvesten von der Gewalt einer innerlichen Bewegung, welche 
vielleicht nur wenig Schritte zur offenen Revolution brauchte. Von ver¬ 
schiedenen Seiten bald zurückgehalten, bald heftig vorwärts gedrängt
	        
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