Abraham. Mases.
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Aegypten heimisch, an diesen Glauben schloß sich die liebliche Hoffnung
einer Vergeltung nach dem Tode und daraus ging wiederum ein wich¬
tiger Antrieb zum Guten hervor.
Die Alten erzählen, es sei über die Verstorbenen erst ein Todten¬
gericht gehalten worden. Traten Ankläger auf und bewiesen sie, daß
der Abgeschiedene ein beflecktes Leben geführt habe, so wurde demselben
die feierliche Beerdigung verweigert; wo nicht, so hielten die Angehöri¬
gen eine Lobrede auf ihn, er wurde einbalsamirt, der Leib — wenn
die Verwandten die Kosten darauf verwenden wollten — mit Spece-
reien angefüllt, in feine Leinwand eingehüllt und zum Festhalten der¬
selben mit Gummi bestrichen, darauf in einen mit Zierrathen reich
versehenen Sarg von kostbarem Holze gebracht und so in den erwähn¬
ten Grabgewölben aufgestellt, wenn nicht etwa die Verwandten es voc-
zogen, die Mumie bei sich zu behalten, damit sie gleichsam ein stummer
Zeuge der Leiden und Freuden des Hauses sei.
III. Wie Jsrneülen.
§ 10. Eins der merkwürdigsten Völker des Alterthums waren die
Israeliten. Sie stammen von Abraham her, der ein begüterter
Hirtenfürst war. (Vgl. S. 6.) Ursprünglich lebte er in Ur in Chal-
daa, zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris; aber auf Gottes Be¬
fehl verließ er sein Vaterland und zog mit seinen Heerden weiter nach
Süden. Hier war ein Land, in dessen Besitz, wie Gott ihm verheißen hatte,
er nebst seinen Nachkommen einst gelangen sollte. Daher wird es das
verheißene oder gelobte Land genannt; sonst heißt es auch Palä¬
stina oder das Land Kanaan.
Es liegt südöstlich von Phönicien, zwischen der Ostküste des mit^
telländischen Meeres und dem Flusse Jordan.
Hier brachte Abraham den größten Theil seines Lebens zu, hier
lebte Isaak, sein Sohn, hier lebten seine Enkel Jakob und Esau.
Die Geschichte dieser Männer ist aus der Bibel hinlänglich bekannt
und es genügt, sie jetzt nur anzudeuten. Abrahams Leben fällt in die
Zeit ungefähr 2000 Jahre vor Ehristo; gegen das Jahr 1800 war es,
als Jakob mit seinem Hause zu seinem Sohne Joseph nach Aegypten
zog und im Jahre 1530 führte Moses die Israeliten aus diesem Lande,
wo sie jetzt wie Knechte behandelt wurden, wieder zurück in das Land
ihrer Väter. Ehe sie dahin kamen, erhielten sie in Arabien auf dem
Berge Sinai Gesetze. Gott, der alleinige und allein wahre, schloß mit
dem Volke einen Bund. „Werdet ihr, sprach er, meiner Stimme ge¬
horchen und meinen Bund halten; so sollt ihr mein Eigenthum sein