87 
phie, einer Nichte Konstantins, des letzten byzantinischen Kaisers, glaubte 
er Ansprüche auf Constantinopel und das ganze griechische Reich geerbt 
zu haben; darum führte von jetzt an das russische Wappen einen zwei¬ 
köpfigen Adler. Die wachsende Macht Rußlands konnte für Europa 
sehr wohlthätig werden, wenn dessen Herrscher ihre Aufgabe begriffen 
hätten, eine Schutzmauer gegen die asiatischen Barbaren zu sein und 
lieber im Osten, als im Westen Eroberungen zu suchen. 
Jwan's wichtigste Anordnung im Inneren seines Reiches war die 
Feststellung der Unteilbarkeit des Moskauischen Staates, indem er sei¬ 
nen ältesten Sohn Wassilij zum Herrscher des ganzen Landes bestimmte 
And so die souveraine Gewalt auf die Person des Monarchen übertrug- 
Er starb im Jahre 1505 und sein Sohn bestieg unter dem Namen 
Wassilij Jwanowitsch den väterlichen Thron fl505—1533). Ganz 
im Sinne seines Vaters strebte er die Alleinherrschaft zu sichern und 
die Tataren in Unterwürfigkeit zu erhalten; doch war seine Regierung 
nicht so glücklich und glänzend, wie die seines Vaters. Zunächst wendete 
er sein Augenmerk auf das Fürstenthum Litthauen, da der König Sig¬ 
mund von Polen Sewerien an sein Reich zurückbringen wollte. Wassilij 
forderte dafür Kiew und Wolhynien. Es entstand ein heftiger Krieg 
mit abwechselndem Glücke, wobei indeß Wassilij Smolensk eroberte und 
dieses mit seinem Staate vereinigte. Darauf stifteten die Polen die 
krimischen Tataren an, in Rußland einzufallen, wodurch Wassilij ge¬ 
nöthigt ward, in einen Waffenstillstand zu willigen, der im Jahre 1522 
durch die Vermittelung des Kaisers Karl V. zu Stande kam. Während 
die innere Zwietracht unter den krimischen Tataren die südlichen Gren¬ 
zen Rußlands vor neuen Angriffen sicherte, beunruhigten fortwährend 
die kasanischen Tataren die östlichen Theile des Reiches, und Wassilij 
konnte diese Feinde nicht unschädlich machen. 
Als er starb, folgte ihm sein Sohn Iwan IV., der, erst drei Jahre 
alt, vom ganzen Reiche als Herrscher anerkannt wurde (1533—1584). 
Wegen der Strenge, mit welcher er später regierte, erhielt er den Beinamen 
„ber Schreckliche." Nach dem Willen seines Vaters stand er bis zum 15. 
Lebensjahre unter der Vormundschaft seiner Mutter Helena und eines 
Rathes von 20 Großen. Seine Mutter führte das Scepter mit großer 
Weisheit und Umsicht nach Außen, während sie zugleich im Inneren für 
des Landes Wohlfahrt sorgte, Städte bauete und Handel und Gewerbe 
zu heben suchte. Doch starb sie frühzeitig, und im Rathe der Zwanzig, 
wie am Hofe überhaupt, bildeten sich Parteien, die sich einander die Gewalt 
streitig machten, Verschwörungen stifteten und alle Greuelthaten sich 
erlaubten. 
Die Erziehung und Bildung des jungen Iwan wurde dabei gänz¬ 
lich vernachlässigt; die Bojaren erbitterten und verhärteten sein Herz, 
reizten seine Leidenschaften, leiteten ihn von Jugend an zu einem rück¬ 
sichtslosen Herrscherübermuthe. Sie freuten sich, wenn er in seinen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.