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Die preußischen Regimenter aber zogen in den spanischen Erb-
folgekrieg, wo sie zwar viel Ruhm erwarben, aber sür eine Sache
kämpften, die ihnen fremd war; und zwar zu einer Zeit, wo an den Grenzen
Brandenburg-Prenßens ein Krieg tobte, der dessen Interessen viel näher be-
rührte. Es war der nordische Krieg, den Rußland, Polen und Däne-
mark um die Gebiete des alten Ordenslandes gegen Schweden führten.
§ 174 Friedrichs (III.) I. Regierung. Auch im Inneren ist
für Preußen die Regierung feines ersten Königs wenig förderlich gewesen.
Die Finanzen gerieten unter ihm in Verfall, der Staat belastete fich mit
Schulden. Nur auf dem Gebiete des geistigen Lebens hat dieser König Wissenschaft,
wichtige Schöpfungen hinterlassen; hier zeigte fich besonders der Einfluß feiner
Gemahlin, der aus dem Haufe der Welfen stammenden geistvollen und hoch-
gebildeten SophieCharlotte,der „philosophischen Königin". Friedrich
gründete in Halle eine vierte Universität, die sich schnell großen Ruf
erwarb. Ferner gründete der König die Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin, eine Vereinigung von Gelehrten, welcher Geld-
mittel zugewiesen wnrdm, um wissenschaftliche Unternehmungen zu fördern.
Der erste Präsident der Akademie war Leibniz, einer der größten Philo-
sophen Deutschlands, ein geistvoller Mann, der auf allen Gebieten des Wiffens
Großes geleistet hat. Auch die Kunst fand durch Friedrich starke Förderung. Kunst.
Andreas Schlüter, derselbe, der das Reiterstandbild seines Vaters schuf,
war zugleich als großer Baumeister tätig. Damals wurde das königliche
Schloß zu Berlin unter Benutzung der früheren Schloßbauten und das Zeug-
Haus, die jetzige Ruhmeshalle, errichtet.
Im Jahre 1713 starb Friedrich I. Ihm folgte fem durchaus anders 1713.
gearteter Sohn Friedrich Wilhelm I.
Ter spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714.
§ 175. Auf die Erbschaft Karls II. von Spanien, der, immer 1701 bis
schwach und kränklich, im Jahre 1700 starb, ohne Kinder zu hinterlassen, 1714'
machten einerseits Kaiser Leopold, andrerseits Ludwig XIV. Anspruch.
Beide waren mit einer Schwester Karls II. verheiratet gewesen; Ludwig XIV.
forderte Spanien und seine Nebenlande für feinen jüngeren Enkel, Philipp
von Anjou,der Kaiser für feinen zweiten Sohn Karl. Mancherlei Ver-
Handlungen erfüllten bereits die letzten Lebensjahre des spanischen Königs.
Diese gingen besonders von Wilhelm III. von Dräuten ans, der die
Würde eines englischen Königs mit der des Erbstatthalters in den Nieder-
landen vereinigte; er wünschte vor allem zu verhindern, daß Spanien einem