Römer und Germanen zur Zeit des Augustus und Tiberius.
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und bei den an Knechtschaft gewöhnten Orientalen nie auf Widerstand
gestoßen war. Ähnlich glaubte er in Germanien schalten zu können; er
legte Steuern auf, und, was noch mehr erbitterte, er hielt unter Mißachtung
der germanischen Rechtsbräuche nach römischer Sitte Gericht ab und ließ
die Verurteilten stäupen und hinrichten. Da entstand eine Verschwörung,
an deren Spitze der junge Cheruskerfürst Arminius trat. Auch er hatteArminius.
in römischen Diensten gestanden, war durch Verleihung der Ritterwürde ans-
gezeichnet worden und hatte die römische Kriegskunst kennen gelernt. Er
war ebenso kühn wie verschlagen, von glühender Liebe zur Freiheit und
zur Heimat erfüllt, dazu ein Mann, der anzuordnen und zu herrschen ver-
stand. Varus wußte er so in Sicherheit zu wiegen, daß er die Warnungen
des Segestes, eines anderen Cheruskerhäuptlings, in den Wind schlug;
dieser war mit Arminius verfeindet, weil er seine Tochter Thusnelda wider
seinen Willen entführt und zu seiner Gattin gemacht hatte.
Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. verließ Varus mit seinen drei Legionen
sein Sommerlager, das sich wohl an der Weser in der Gegend von Minden
befand, um einen germanischen Stamm, der sich im Einvernehmen mit
Arminius erhoben hatte, zur Unterwerfung zu zwingen. Da ward er bei
regnerischem und stürmischem Wetter in mooriger Gebirgsgegend des
Teutoburger Waldes von den Germanen mit furchtbarer Gewalt
überfallen und sein Heer in mehrtägigem Kampfe vernichtet. Er selbst ^
gab sich verzweifelt den Tod, viele Gefangene wurden den germanischen bmger
Göttern geopfert, nur wenige entkamen; die Legionsadler fielen in die 9 n. Chr.
Hand der Feinde. Bis zum Rheine wurde Germanien befreit; Augustus,
der im Schmerze beim Empfang der Trauerkunde ausgerufen haben soll:
„Varus, Varus, gib mit meine Legionen wieder!", fürchtete schon, die Sieger
würden den Strom überschreiten. Er sandte wiederum den Tiberius nach
dem Kriegsschauplatze, der sich aber begnügte, die Rheingrenze zu sichern; der
Gedanke, bis zur Elbe die Marken des Römerreichs vorzuschieben, wurde für
immer aufgegeben. Mainz und Köln blieben die Hauptlager der Legionen.
§ 5. Die Feldziiqe des Germanikus und das Ende des Arminius.
Als nach Augustus' Tode Tiberius den römischen Kaiserthron bestieg, i4« Chr.
faßte Germanikus, des Drusus Sohn und des Tiberius Adoptivsohn,
der damals den Oberbefehl am Rhein führte, den Plan, Rache an den
Germanen zu nehmen und von neuem in ihr Land einzudringen. Er be-
fehligte acht Legionen, mit den zugehörigen Hilfsvölkern ein Heer vonmanuus.
80000 Mann. Es gelang ihm Segestes, der Thusnelda wieder in
seine Gewalt gebracht hatte und nun von Arminius in seiner Burg belagert
wurde, zu entsetzen und des Arminius Gattin als Gefangene fortzuführen.