Full text: Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

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Das Zeitalter der Zerstörung des alten uno der Entstehung deS neuen Reichs. 
war mehr in den alten Künsten der Parade als des Felddienstes geübt; ihre 
Befehlshaber waren zu einem großen Teile zu bejahrt und untüchtig. Und 
doch meinten viele, die Armee des großen Friedrich sei unüberwindlich; „wir 
sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen", schrieb nach 
der Niederlage die Königin Luise. 
Seit dem Vertrage, den Friedrich Wilhelm III. notgedrungen mit 
Napoleon geschlossen hatte, befand sich Preußen, verbündet mit seinem natür- 
lichen Gegner Frankreich, verfeindet mit England, das eine Menge 
preußischer Handelsschiffe wegnahm, in einer unhaltbaren Lage. Bald er- 
hielt der König deutliche Beweise von der rücksichts- und treulosen Politik 
91 stiege"1" Napoleons. Als er vollends erfuhr, daß dieser in Friedensverhandlungen, 
die mit England, damals angeknüpft waren, die Rückgabe Hannovers in 
Aussicht gestellt habe, war er überzeugt, daß er ihn verderben wolle. Er 
fürchtete, daß die französischen Truppen, die noch immer in Süddeutschland 
standen, zu einem plötzlichen Angriff auf Preußen bestimmt seien; und um 
vor der Gefahr eines Überfalls gesichert zu sein, befahl er im August 1806 
die Mobilmachung. 
§ 217. Der preußisch - französisch - russische Krieg. 1806 — 1807. 
Das preußische Heer sammelte sich in Thüringen, zählte aber mit Einschluß 
von 20 000 Sachsen nur gegen 130 000 Mann, da man nicht alle verfüg- 
baren Streitkräfte herangezogen hatte. Den Oberbefehl führte wieder der 
greise, unentschlossene Karl Wilhelm Ferdinand von Braun- 
schweig. Es fehlte im Hauptquartier an Einheit und Kraft des Willens; 
zahlreiche Beratungen fanden statt, aber es kam nicht zu entscheidenden Ent- 
schlüsselt. Indessen zog Napoleon mit einem bedeutend stärkeren Heer in 
mehreren Heersäulen über den Frankenwald heran. Die süddeutschen Truppen 
mußten Heeresfolge leisten, um den deutschen Norden niederzuwerfen. Am 
10. Oktober kam die preußische Vorhut, welche von dem hochbegabten und 
kühnen Prinzen Louis Ferdinand geführt wurde, mit dm Franzosen 
Saalfeld, bei S a a l f e l d ins Gefecht; der Prinz fiel, sein Truppenkorps wurde völlig 
zersprengt. 
Jetzt wurde im preußischen Kriegsrat der Beschluß gefaßt, die Stellung 
bei Jena und Weimar, die man bisher inne gehabt hatte, aufzugeben und 
das Heer in nordöstlicher Richtung wegzuführen, um Berlin zu decken. Da 
griffen die Franzosen am 14. Oktober die beiden Teile, in die das preußische 
Heer zerfiel, gleichzeitig an: Napoleon selbst den Fürsten Hohenlohe bei 
Jena und Jena, der Marschall Davout den Herzog von Braunschweig, bei dessen 
i^Oktober Heeresteil sich auch der König befand, bei den Dörfern Auerstedt und
	        
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