Full text: Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

252 
Das Zeitalter der Zerstörung deS alten und der Entstehung des neuen Reichs. 
gegenüber gaben die Franzosen ihre Kriegspläne auf, und Louis Philipp 
verabschiedete sein kriegslustiges Ministerium. Eine andere Angelegenheit, 
welche allmählich die ganze deutsche Nation in Erregung versetzte, war die 
Dieschleswig-schleswig-holsteinische Frage. Die Herzogtümer Schleswig-Hol- 
Frage, stein, von denen Holstein zum deutschen Bunde gehörte, waren seit dem Aus- 
gang des Mittelalters mit Dänemark durch Personalunion verbunden; der 
dänische König war also zugleich Herzog von Schleswig-Holstein. Aber die 
Herzogtümer waren unabhängig von Dänemark; es war ihnen ferner zu- 
gesichert worden, daß sie untrennbar miteinander verbunden, „up ewig un- 
gedeelt" sein sollten; endlich galt in ihnen die männliche, in Dänemark auch 
die weibliche Erbfolge. Mit dem 19. Jahrhundert verschlechterte sich all- 
mählich das Verhältnis der Elbherzogtümer zu dem Königreich. Eine dänische 
Partei wünschte die Provinzen einzuverleiben und bedrängte das Deutsch- 
tum auf alle Weise. Nun hatte der damalige König von Dänemark, 
Christian VIII., nur einen kinderlosen Sohn; falls dieser starb, mußten 
die Herzogtümer von Dänemark losgelöst werden und an den nächsten Ver- 
wandten in männlicher Linie, den Herzog von Sonderburg - Augustenburg, 
fallen. Dies wünschten Regierung und Volk in Dänemark zu verhindern; 
und im Jahre 1846 erließ Christian VIII. in einem „offenen Brief" die Er- 
klärung, daß auch in den Herzogtümern die weibliche Erbfolge gelte. Dieser 
Schritt erregte nicht nur in dm bedrohten Landen, sondern in ganz Deutsch- 
land die stärkste Entrüstung, die wieder in der allgemeinen Verbreitung eines 
Liedes, des Liedes „Schleswig-Holstein meerumschlungen", Ausdruck fand. 
Erregung wurden die nationalen, auf Einigung der Nation gerichteten 
Bestrebungen immer stärker; sie waren innig verbunden mit den kon- 
stitutionellen, auf Schaffung von Verfassungen gerichteten Be- 
strebungen. Man forderte, daß nicht nur in den Einzelstaaten Volksver- 
tretungen geschaffen würden, sondern auch, daß ein allgemeindeutsches Par- 
l a m e n t dem Bundestag zur Seite träte. Am frühesten wurde dieser Wunsch 
in dem badischen'Landtag ausgesprochen, und der Antrag fand lauten 
Widerhall im ganzen Südwesten. Immer stürmischer wurde hier die 
Forderung gestellt, jene Fesseln zu sprengen, die Metternich geschmiedet hatte; 
man begehrte Preßfreiheit und Schwurgerichte und ging bald weit darüber 
hinaus und forderte namentlich Volksbewaffnung. Mitten in dieser Erregung 
kam die Kunde von der französischen Februarrevolution. 
Die deutsche Revolution. 1848—1849. 
fraS.che § 241. Die französische Februarrevolution und die Erhebung Napo- 
^1848? leons HI. Im Februar 1848 brach in Paris eine Revolution aus, welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.