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Die Urzeit.
die des Euphrat und Tigris als Wiege des Menschengeschlechts be-
zeichnet. Jedenfalls weist der ganze Entwicklungsgang der Geschichte der
Menschheit auf das Innere Asiens hin. Von hier aus verbreiteten
sich die Nachkommen Adams über die Erde. Leider aber wuchs mit
ihrer Zahl auch ihre Vermessenheit gegen die göttlichen Gebote. Schon
Kain, der erstgeborne Sohn Adams, wurde zum Brudermörder und
seine Nachkommen nerfielen gleichfalls in Gottlosigkeit. Da endlich auch
die Erben Seths, des dritten Sohnes Adams, auf abschüssige Wege
gerieten, ließ Gott das ganze Menschengeschlecht ^nrch die große Flut
(Sündflut) vertilgen; nur der fromme No ah wurde mit seiner Familie
in der Arche gerettet. Das Andenken an eine große Flut als ein gött-
liches Strafgericht hat sich bei den meisten Völkern erhalten, z. B. bei
den Indern, Chinesen, Babyloniern, Assyrern; selbst die Indianer in
den Urwäldern Amerikas und die Eskimos an den Kütten des Eismeeres
wissen davon zu erzählen. Natürlich hängen aber alle dem mosaischen
Berichte fabelhaftes Beiwerk an. Die Angaben der Zeit, wann die Flut
gewesen, schwanken. Die Hebräer nehmen das Jahr 1656, die Septua-
giuta 2242 nach Adam an.
Ausbreitung des Menschengeschlechtes.
§ 3. Auf der Höhe des Ararat in Armenien landete Noah und
am Fuße dieses Berges wohnte er, der zweite Stammvater des Menschen-
geschlechts, mit seinen drei Söhnen Sem, Cham und Ja^het. Ihre
Nachkommen wanderten aus dem armenischen Gebirgslande, den Flüssen
Euphrat und Tigris folgend, südwärts und gelangten in die große Ebene
von Senn aar oder Babylonien (Mesopotamien bei den Griechen), welche
sich vom untern Laufe der genannten Flüsse bis zum persischen Meer-
busen erstreckt. Hier erbauten sie die Stadt Babel (Babylon) und als
Zeichen einen gewaltigen Turm, der bis zum Himmel reichen sollte. Gott
aber that ihrem übermütigen, frevelhaften Beginnen durch die Sprach-
Verwirrung Einhalt und trieb die verschiedenen Stämme zur Wanderung
in die Ferne. Wie die Erinnerung an die Flut, so hat sich auch die
au die plötzlich eingetretene Sprachverwirrung und Trennung der Stämme
in den Traditionen der verschiedensten Völker erhalten. Neuere Forschungen
haben auch die Überreste des Turmes festgestellt. Auf seinen Trümmern
erhebt sich seit dem Jahre 1865 eine große Muttergottes-Statue.
Die Chamiten wanderten hauptsächlich in die heißen Südländer
und bevölkerten Afrika fast ausschließlich; zu ihnen gehören die Neger
oder Schwarzen, sowie verschiedene andere Völker in Afrika, deren Haut¬
farbe zwischen Schwarz, Dunkelbraun oder Dunkelgelb wechselt. Die