Full text: Geschichte des Altertums (Abt. 1)

156 Das römische Kaisertum. Von Augustus bis Romulus Augustulus. 
Freiwilligen, welche sich anschlössen, zogen solche Herren in fremde Kriege 
(z. B. Ariovist S. 135), oder unternahmen Kriege auf eigene Faust und 
verteilten das eroberte Land unter ihre Leute (Ariovist verlangte ein 
Dritteil des Landes von den Äduern und Sequanern). Sie galten 
natürlich auch im eigenen Lande und während der Friedenszeit sehr viel, 
sowie sie auch bei den Nachbarn im größten Ansehen standen und durch 
Geschenke geehrt wurden. Dadurch entstand zwischen solchen Herren Eifer- 
sucht, Familienfehden und einheimischer Krieg, Bündnis mit Fremden, 
Verräterei. 
Die Unterhaltung eines Gefolges, das bei seinem Herzoge ungefähr 
wie die Helden bei Wnotan in Walhalla lebte, erforderte eine Maffe von 
Schlachtvieh und Getränk. Solche Gefolgherren müssen daher sehr große 
Besitzungen gehabt haben. 
Nach den gemeinen Freien kamen die Hörigen (liberti), welche per¬ 
sönlich frei waren, auch Vermögen besitzen konnten, aber in der Gemeinde 
keine Stimme hatten und vor Gericht durch einen vollberechtigten Mann 
(wahrscheinlich durch einen Adeligen) vertreten wurden, dem sie dafür 
eine Abgabe entrichteten. 
Der niedrigste Stand war derjenige der Leibeigenen (servi), welche 
Eigentum eines Herrn waren und von ihm Schutz und Lebensunterhalt 
erhielten. Sie dienten teils in und bei ihrem Herrenhof als Bauern, 
Hirten und Handwerker, oder sie hausten mit ihren Familien auf besou- 
deren, ihnen von dem Herrn angewiesenen Grundstücken, welche sie an- 
bauten und von deren Ertrag sie selbst lebten und ihrem Herrn einen 
Teil (Vieh, Getreide, Wolle u. s. w.) abgaben. Sie waren sehr zahl- 
reich, ihr Los jedenfalls aber viel besser als das der römischen Sklaven. 
Römisches Zeugnis für die Germanen. 
§ 14. So war im allgemeinen der Zustand der Germanen, als 
Kaiser Augustus und seine nächsten Nachfolger an dem Rhein und au 
der Donau eine feste Grenzlinie des römischen Reiches errichteten, indem 
sie eine Reihe Städte und Kastelle erbauten. Eine solche Grenze hielten 
sie für notwendig, um die Lust der Germanen zu Einfällen in das römische 
Gebiet zu mildern und wirkliche Angriffe zurückzuweisen. Die Römer 
erkannten, daß ihr Reich in die größte Gefahr käme, wenn auch nur 
die Hälfte der germanischen Völker sich zu einem Angriff vereinigen 
würde; daher freuten sie sich über die selten ruhende Zwietracht unter 
den germanischen Völkern, hetzten sie gegeneinander auf und lachten über 
die Thorheit der Barbaren. Als barbarische Eigenschaften betrachteten 
sie den Jähzorn, die Rauflust, die Trunk- und Spielsucht der Germanen; 
aber sie bewunderten nicht nur deren Mut und Todesverachtung, sondern
	        
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