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Das Zeitalter des Emvorkommens Preußens. 1648 —1786.
Prag marschierte auf Prag und schlug dort Karl von Lothringen, obwohl
dieser auf dem Ziskaberge eine starke Stellung innehatte; freilich waren
seine Verluste sehr groß; leider fiel auch der Feldmarschall Schwerin.
Da jetzt eine zweite österreichische Armee unter dem Feldmarschall
Daun herannahte, so ging er ihr mit einem Teil seiner Truppen
entgegen, während der andere Prag blockierte. Mit etwas über 30 000
Kolin Mann griff er den 54 000 Mann starken Feind bei K o l i n an. Er
hoffte durch Anwendung der schiefen Schlachtordnung zu siegen, indem
er nur mit dem linken Flügel angriff und den rechten zurückhielt; aber
dieser beteiligte sich gegen sein Verbot am Kampfe, und schließlich
mangelte es dem König an Reserven, um den durch die feindliche Über-
macht erschütterten linken Flügel zu verstärken. So ging die Schlacht
und mit ihr der Feldzug verloren. Friedrich trat den Rückzug über das
Gebirge an, der wiederum mit starken Verlusten verbunden war.
Inzwischen waren die Russen in Ostpreußen eingedrungen, das
sie während des ganzen Krieges besetzt gehalten haben; auch die S ch w e -
den überschritten die Peene, haben jedoch in diesem Kriege nicht das
geringste geleistet. Für den Augenblick waren die Franzosen be-
sonders gefährlich, die mit zwei Heeren in Norddeutschland erschienen
Hastenbeck waren. Das nördliche hatte bei Hastenbeck in der Nähe von Hameln
den Herzog von Cumberland geschlagen, den zweiten Sohn Georgs II.
von England, der eine englisch-hannöversche Armee befehligte; dieser
zog sich nach Norden zurück und schloß mit dem Feinde einen schmäh-
lichen Vertrag ab, wonach sein Heer sich nicht ferner am Kampfe be-
teiligen sollte. Das südliche französische Heer, das der Prinz S o u -
b i s e führte, hatte sich mit der Reichsarmee vereinigt und stand
November *n Thüringen. Gegen sie wandte sich jetzt Friedrich. Bei Roßbach
stand er mit 22 000 Mann 33 000 Franzosen und 10 000 Mann Reichs¬
truppen gegenüber; der Feind wurde durch den plötzlichen Angriff der
von Seydlitz befehligten Kavallerie, der das Fußvolk folgte, völlig ge-
schlagen. Friedrich verlor wenig über 500 Mann, die feindliche Armee
floh in völliger Auflösung. Der glänzende Sieg, der die sonst so über-
mutigen Franzosen dem Gespött preisgab, war von der größten mora-
Prinzen von Preußen, August Wilhelm, der 1758 starb), „und dieser wie
alle meine Minister und Generale werden mir mit ihrem Kopfe dafür ein-
stehen, daß man weder eine Provinz noch ein Lösegeld für mich anbietet, und
daß man den Krieg fortsetzt, indem man alle seine Vorteile verfolgt, ganz als
wenn ich nie auf der Welt gewesen wäre."