Hadrian. Antoninus Pius. Aurelius Antoninus.
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zur verzweifelten Wut gereizt wurden, entsetzliche Greuel, z. B. in
Kyrene. Als Hadrian nach Jerusalem, wo sich wieder viele Juden
angesiedelt hatten, eine römische Kolonie schickte, auf dem Tempel-
berge dem Jupiter Capitolinns einen Tempel zu bauen anfing und der
neuen Stadt den Namen Alia Capitolina gab, erhoben sich nicht nur
die Juden in Palästina, sondern es eilten auch Scharen aus den benach-
barten Ländern herbei. Ihr Anführer nannte sich Bar Kochba (Sohn
des Sterns) und gab sich für den Messias aus; der von dem Volke wie
ein Prophet verehrte Rabbi Akiba anerkannte ihn als Messias und
wurde dessen Waffenträger. Während drei Jahren wiederholten sich die
Schrecken des Krieges, den mehr als ein halbes Jahrhundert früher
Vespasian und Titus in Palästina geführt hatten; 580 000 Juden kamen
durch das Schwert, vielleicht noch mehr durch Feuer, Hunger und Krank-
heiten um, 50 feste Städte, 985 offene Ortschaften wurden zerstört, Pa-
lästina verödet. Bar Kochba fiel im Kampfe, Akiba wurde gefangen
und grausam zerfleischt, aber während der Marter und bis zum letzten
Atemzuge betete er das sogen. Schema („Höre, Israel, Jehovah, unser
Gott, Jehovah ist einer!" 5 Mos. 6, 4).
Antoninus Pius. (138—161 n. Chr.) M. Aurelms Antoninus.
(161-180 n. Chr.)
§ 26. Auf Hadrian folgte der von ihm adoptierte Antonin, ein
vortrefflicher Regent, der den Frieden und die innere Ordnung aufrecht
erhielt, die öffentlichen Schulen und die seit Trajan aufgekommenen wohl-
thätigen Anstalten unterstützte und erweiterte.
Ihm folgte sein Adoptivsohn M. Aurelius, der die größte Zeit
im Feldlager zubringen mußte. Die Part her brachen die Verträge und
fielen in Syrien ein, wurden aber hart gestraft. Gefährlicher war der
Krieg gegen die Barbaren im Norden der Donau, gegen die germanischen
Völker der Markomannen, Quaden, Hermunduren, mit welchen
sich sarmatische (slavische) Völker verbunden hatten. Sie über-
schwemmten die Grenzprovinzen und drangen sogar durch das Alpenland
bis Aquileja vor, der Hauptfestung in Oberitalien. Der Kaiser mußte
in das Heer Sklaven einreihen und Barbaren in Sold nehmen, da die
Legionen von einer aus dem Partherkriege mitgebrachten Pest mehr als
gezehntet wurden, und die Reichskasse war einmal so erschöpft, daß die
Kaiserin ihr Geschmeide versetzte. Der Kaiser siegte in mancher heißen
Schlacht, ging mehrmals in Pannonien über die Donau, aber er ver-
mochte die Feinde nicht zu einem dauernden Frieden zu nötigen; er war
fest entschlossen, Böhmen zu erobern, dessen Besitz zur Behauptung der